Bewertungen 2018

Weinfreunde und weinfanatic geniessen immer wieder einen guten Tropfen. Hier finden sich die dazugehörigen Notizen.



«ROEROS ANTI-STEMPEL»

Matteo Correggia, Roche d’Ampsèj, 2006

 

Weinverkostung: 21. Dezember 2018

Herkunft: Italien, Roero [Piemont]

 

N: Teer, Cassis, Rosen

G: perfektes Tannin, Eukalyptus, Lakritz

WF: 9.0|10.0 [ein Traum von einem Wein!]

 

Bezugsquelle: Vinamici [CH] | Ehrliche Münchner [DE]

Preis: CHF 48.- | € 44.-

Kommentar: Die Region «Roero» hat einen Stempel: Den des weissen und frischen Apéroweins aus dem Piemont. Gern gönne ich mir ab und zu eine Flasche. Des Öfteren – vor allem wenn ich im Piemont bin – stelle ich fest: «Eigentlich eine ordentliche Qualität»! Dieses Etikett, das dem Roero um den Hals hängt, ist wohl längst überholt, doch auch bleischwer. Denn, wie das so ist mit Anhängseln: Haste sie mal dran, haste sie dran!

 

Dabei ist Roero – quasi das Piemont ennet der Langhe – ein Landstrich auf dem noch viel mehr als nur guter Weisswein entsteht. Es ist eine verschlafene Region, in

 

 

der auch geradezu grandioser Rotwein aus der grössten aller Variäteten des Piemonts entsteht: Nebbiolo!

 

Matteo Corregga ist ein Name, der mir in diesem Zusammenhang immer wieder begegnet. Bisher waren mir seine Weissweine und Barberas ein Begriff. Der «Roche d’Ampsèj» hingegen, war mir gänzlich unbekannt. Von Weinfreunden, die einen kleinen Weinhandel mit Fokus Piemont führen, wurde er mir empfohlen. Ein «Late Release» des Weinguts sei dieser Wein. Der Tropfen sei bereits vor längerer Zeit mal auf dem Markt gewesen. Nun wurden nochmals ein paar Paletten von Matteo Correggia freigegeben. Freilich gereifter, edler und wohl besser als der 1st Release.

 

In der Nase ist dieser Wein eine wahre Wucht. So unbeschreiblich balsamisch, würzig und dicht. Das Aromennetz ist äusserst eng gesponnen und vielfältig. Am einprägendsten sind Noten nach Teer, getrockneten Rosen und sogar etwas schwarzer Cassissaft. Beinahe etherisch belegt die prägnante Eukalyptusfrische die Nasenwände.

 

Am Gaumen ist der Tropfen ein sehr straffer Geselle. Wäre der Wein ein Mann, hätte er einen italienischen Massanzug an. Dabei würde man seine athletischen Ambitionen deutlich erkennen. Bei einer Frau, sässe ihr ein schöner und enger Bleistift-Jupe wie angegossen. Das Tannin ist perfekt und schmiegt sich eng an die Säure. Kohle, Minze und Lakritz schlagen durch und lassen einen träumen. Vom anderen und schönen Piemont – dem Roero.



«OLÉ, OLÉ…GEILER ALS GEDACHT!»

Alenza, Gran Reserva, Grupo Pesquera, 2009

 

Weinverkostung: 30. November 2018

Herkunft: Spanien, Ribera del Duero

 

N: Rosenblätter, Früchtetee, Kohle

G: Sauerkirschen, getrocknete Beeren, Feigen

WF: 9.0|10.0 [geiler Wein!]

 

Preis: CHF 58.- | € 45.-

Bezugsquelle: Mövenpick CH und DE

Kommentar: Spanische Weine aus Rioja oder Ribera del Duero haben es bei «gesättigten» Weinliebhabern derzeit wohl eher schwierig. Die beiden Regionen sind quasi «Crowd-Pleaser» bei jungen oder sich dem Wein gerade öffnenden Kundensegmenten. Dort finden sie zu vernünftigen Preisen die «Flugzeugträger» und «Schlachtrosse» für den gradlinigen Genuss an Grillparties und sonstigen Festen.

 

Fortgeschrittene Weinliebhaber wenden sich irgendwann mal Regionen wie Bierzo oder Ribeira  

 

Sacra zu. Dort haben sie genügend Frische und Natürlichkeit, welche sie vielleicht irgendwann mal bei den ersteren anfingen zu vermissen. Das ihre zum Minderkonsum der fetten Tropfen trägt wohl zudem die gesellschaftliche Bewegung, eher alkoholarme und möglichst natürliche sowie gebietstypische Weine zu kredenzen.

 

Was also tun? Ganz einfach: Nicht aufgeben! Der Alenza Gran Reserva aus dem Jahr 2009 ist ein Wein, der einen wieder eicht und unglaublichen Spass vermittelt. Viele andere Weine von Alejandro Fernández oder der Grupo Pesquera sind gut bis teilweise sehr gut. Trotzdem sind sie in den letzten Jahren aus meinem Blickfeld gewichen und haben sich auch aus meinem Keller verzogen. Der Alenza hat es jedoch nie in mein Glas geschafft. Bis jetzt.

 

Vieles was man aus Ribera del Duero trinkt, ist mächtig, wuchtig und führt bisweilen dazu, dass der Gaumen rasch ermüdet. Den Tropfen fehlt hie und da Frische, ein wenig Verspieltheit und Filigranität. Das ist beim Alenza nicht der Fall. In der Nase überwältigt einen ein wahrer Rosenteppich. Fast schom parfümiert wirkt er. Doch nicht unnatürlich oder extrem aufdringlich. Eher edel und feingewoben. Es folgen Früchtetee und ein Hauch Mandarine. Im Hintergrund sind leichte Kohle- und Teernoten zu erahnen.

 

Am Gaumen ist er zupackend und straff. Das Tannin ist geschliffen. Doch ganz offensichtlich ist er noch nicht reif um, geköpft zu werden. Die Säure drückt ihn dann aber zurecht und macht ihn (trotz des Tannins) insgesamt saftig und zahm. Wunderschönes Kirscharoma und eine feingliedrige Statur heben diesen Wein zu einer aussergewöhnlichen Ausnahme seines Gebiets. Der Alenza 2009 wird mit seiner Struktur, Balance und Textur wohl noch mindestens zehn, wenn nicht sogar 20 Jahre grosse Freuden bereiten. Eine unbedingte Kaufempfehlung!



«DES EINFACHEN GENIESSERS LIEBSTER»

TONDONIA, RESERVA, 2005

 

Weinverkostung: 9. November 2018

Herkunft: Spanien, Rioja

 

N: Stall, Erde,  Boysenbeeren

G: Trockenblumen, Tabak, Kirschen

WF: 8.5|10.0 [der ewige Hoffnungsschimmer]

 

Preis: CHF ~35.- | € ~27

 

Bezugsquelle: Boucherville | Lobenberg

Kommentar: Rioja verschwand irgendwann mal von der [meiner!] Bildfläche und aus meinem Weinkeller. Wenn ich heutzutage Weinkarten studiere, sind sie aber nach wie vor allgegenwärtig. Doch irgendwie habe ich mir in all den Jahren eine visuelle Gabe angeeignet: Ich sehe sie schlicht nicht mehr. Nehme sie nicht wahr... 

 

Rioja ist so eine Art Einstiegsdroge in das Thema Wein. Einerseits wegen der oben erwähnten Weinkarten-

geschichte [Omnipräsenz!]. Viele dieser Weine werden in absurd grosser Masse bzw. Volumen produziert. Andererseits wird dieser Temranillo-See typischerweise mit ganz viel Neuholz und allerlei Additiven aufgepimpt und -gepumpt, um den «Ich-liebe-den-Vanillegeschmack-bei-Rioja-Bekundungen» der einfachen Geniesser gerecht zu werden.

 

Dabei hat Rioja eine edle und geradezu ehrwürdige Geschichte. Mit grossen Bordeaux oder Burgundern sollte er verglichen werden. Nicht von ungefähr kommt es, dass die bedeutenden Chateaux der Libournaise während der Reblauskrise Hilfe im «nahen» Rioja suchten. Die Anlagen, Tradition und Beschaffung des Bodens ist für grosse Weine gegeben. Doch nur wenige Produzenten nehmen sich dessen wirklich an. Denn: Hauptsache Massenmarkt...

 

Insbesondere zwei Weingüter gehörten zu dieser «klassichen Garde»: Lopez de Heredia und Rioja Alta. Beide sind Ikonen für ihr Gebiet und machen absolut traumhafte Weine. Sie sind bedeutend finessenreicher und leichter als 98% aller anderen aus der Region stammenden Tropfen. So auch der Tondonia Reserva 2005. In der Nase verfügt er über eine leicht herbe und würzige Aromatik. Dunkle und rote Beeren. Ein feiner Touch Stall kommt ebenfalls durch. 

 

Am Gaumen ist er klar. Da sind keine vordergründigen und verschleiernden Elemente. Das Holz und die Tannine sind sehr gut eingebunden. Die Struktur ist in ein enges Korsett gepresst. Nichts ufert aus. Nur eine gute Portion Natürlichkeit schwappt einem entgegen. Trotz der 13 Jahre ist der Wein lebendig und zeigt keinerlei Altersschwächen oder Gebrechen. Der Abgang ist nachhaltig von Kirschen geprägt.



«SAINT LAURENT. HOLY SHIT!!!»

Saint Laurent, Johanniterkeller, 2014

 

Weinverkostung: 25. Oktober 2018

Herkunft: Schweiz, Kanton Bern

 

N: Sauerkirsche, Minze, Heidelbeeren, Trockenrosen

G: Orangen, tolle Säure, Cassis

WF: 9.0|10.0 [ein Leuchtturm im Dunkeln]

 

Preis: CHF ~35.-

Bezugsquelle: ab Weingut oder bei Schmocker Weine

Kommentar: Sankt Laurent und Zweigelt wollten sich bisher nie so richtig fest in unserer Traubensorten-Karte verankern. Trotzdem ist es nicht so, dass wir beiden nicht viele Chancen gegeben hätten. Das Gegenteil ist der Fall: Im Burgenland haben wir uns beispielsweise eine Woche lang durch alle uns gereichten Preziosen getrunken. Davon hängengeblieben ist – bis auf ein allgemeines Schulterzucken und den «Schwarz Rot» – nicht viel. Einverstanden: Des Bucher’s Flagschiff ist nicht wirklich ein klassischer Vertreter des Zweigelts... Sankt Laurent? Kann mich an keinen einzigen mehr richtig erinnern. Allenfalls etwas wage an diejenigen von Ernst Triebaumer oder Umathum.

 

Umso überraschter ist man, wenn einem in der Schweiz ein heimischer Sankt Laurent über den Weg oder besser gesagt den Gaumen läuft. Vermutlich wird auf ein paar wenigen Hektar in der Eidgenossenschaft diese

eigentlich typisch österreichische Rebsorte angebaut. Einer dieser Flecken wo das geschieht, ist wohl einer der schönsten im ganzen Land: Am Bielersee!

 

Das Weingut «Johanniterkeller» wird von Martin Hubacher und Michaela Gabriel mit viel Herzblut geführt. Bisher angetan haben es mir ihr feinspuriger und mineralischer Chardonnay sowie der Pinot Noir «Réserve». Ihren «Saint Laurent» habe ich in meinem Keller ein wenig wie den «unehelichen» Sohn betrachtet und damit die Verkostung des Weins immer etwas vor mir hergeschoben. Heute schien die Zeit dafür gekommen: Es gab nämlich keinen Grund für Wein. Also nahm ich etwas nicht Alltägliches aus dem Gestell!

 

Zuallererst: Dieser Sank Laurent vom Johanniterkeller ist mit Sicherheit der beste Vertreter der Traubensorte, den ich bisher in meinem Leben verkosten und trinken durfte. In der Nase ist er anfänglich sehr subtil und auf der blumigen Seite. Erst nach und nach öffnete er sich und zeigte seine ganze Pracht. Viel Sommerwiesenwürze, Sauerkirschen, Trockenrosen sowie etwas Minze und ein Hauch Heidelbeeren in der Nase. Fast schon «burgundisch» sanft wirkt er und erinnert ein wenig an einen Pinot Noir oder allenfalls filigranen Sangiovese.

 

Am Gaumen ist er leicht etherisch mit getrocknete Orangenschalen und zurückhaltenden Cassisaromen. Seine Säure erzeugt eine wunderschöne Spannung und Knusprigkeit. Das Tannin ist kaum wahrnehmbar und absolut perfekt poliert und integriert. Im sehr langen Abgang gesellt sich noch ein wenig Grafit mit dazu.

 

Dieser Sankt Laurent überzeugt vollends durch seine zarte Struktur und gleichzeitige Tiefe. Trotz der lediglich 12.5% Alkohol wirkt er enorm dicht gewoben, zeigt eine unglaubliche Vielschichtigkeit und wunderschöne Textur. Trotzdem ist er ehrlich und sehr puristisch. Da versteckt sich nichts hinter irgendwelchem Holz oder sonstigen Ausbaukniffen. Ein Leuchtturm für die Traubensorte.

 

PS: Leider ist der Wein ab Weingut immer sehr schnell ausverkauft! Jetzt weiss ich auch warum...



«PLATZHIRSCH PINOT!»

Pinot Noir, Schmidheiny, 2014

 

Weinverkostung: 16. Oktober 2018

Herkunft: Schweiz, St. Gallen

 

N: Sauerkirsche, Himbeere, Kardamom

G: Weiches Tannin, präsente Säure, rote Johannisbeere

WF: 8.5|10.0 [sehr gut & in seinem Revier]

 

Preis: CHF 24.-

Bezugsquelle: ab Weingut

Kommentar: Verfärben sich langsam die Blätter der Baumkronen und kriechen die ersten Nebelbänke die Flussläufe des Schweizer Mittellandes hinauf, naht der Herbst. Dies spüren nicht nur die Winzer, die auf die letzten goldenen Sonnentage für ihre Trauben hoffen. Viele Geniesser beginnen sich auf die kühlere Saison einzustellen und freuen sich auf gemütliche Abende mit Familie und Freunden. Diese geselligen Momente werden oft von kräftigen Speisen und gutem Wein begleitet.

 

Zu den kulinarischen Freuden – in der für viele

schönsten Jahreszeit – gehören reichhaltige Wildgerichte. Schweizer Feinschmecker profitieren überdurchschnittlich von der Jagdtradition vieler Kantone und der einheimischen Wildpopulation. Die regionalen Weine passen exzellent zu den Köstlichkeiten von Reh, Wildschwein, Gämse oder beispielsweise Rebhuhn. Pinot Noir ist dabei oft der in Glas gepackte «Platzhirsch».

 

Zum Start in die Wildsaison sind zarte Rehschnitzel in bewährter «Siegercombo» mit Spätzli, Rotkraut und karamellisierten Marroni zu empfehlen. Das kurz und scharf angebratene Fleisch sollte innen rosa auf dem Teller landen und Ton in Ton mit dem dazu passenden Rotwein harmonieren. Eine tolle Wahl dazu ist der Pinot Noir des Weinguts Schmidheiny [hier Jahrgang 2013].

 

Der Tropfen ist ein stiller und eleganter, doch auch tiefer und nachhaltig aromatischer Essensbegleiter. Gleich nach dem Öffnen weist er eine passend wilde und rauchige Note auf. Diese verfliegt nach der kurzzeitigen Belüftung im Dekanter. Danach folgen Aromen nach Sauerkirschen und Erdbeeren. Ein subtiles Bouquet nach Kardamom und Nelken unterstreicht wunderbar die Harmonie zum Wildgericht im Teller.

 

Am Gaumen zeigt sich der Schmidheiny Pinot Noir 2013 stramm, verfügt über viel Eleganz und weist trotzdem Rasse auf. Er ist gleichzeitig ruhig und dynamisch. Das dezente Element ist das Tannin, welches schön integriert wirkt und sehr soft daherkommt. Im Gegensatz dazu ist die Säure lebendig und verleiht ihm Spannung und Frische. Der Wein ist kühl und hat einen langen Abgang auf rote Johannisbeeren und edlem Tabak.

 

Fazit: Tolles Pairing!



«HIP HIP... HIPSTERWEIN»

Sprecher von Bernegg, Pfaffen/Calander 2009

 

Weinverkostung: 19. September 2018

Herkunft: Schweiz, Graubünden

 

N: Trockenrosen, Orangen, Nelken

G: Erdbeeren, Sauerkirschen, Eukalyptus, Minze

WF: 9.5|10.0 [genial gelungener Wein!]

 

Preis: CHF 50.- | € 59.-

Bezugsquelle: Gerstl CH | Lobenbergs DE

Kommentar: Jan Luzi. Der Reben-Hipster! Ob er ein Singlespeed hat und den Aufstieg von Maienfeld nach Jenins schafft, ist nicht bekannt. Doch zuzutrauen wäre es dem coolen Typ auf jeden Fall. Von seiner Tante durfte er in relativ jungen Jahren Weinberge übernehmen und machte sich sogleich auf, um etwas Eigenständiges und Grosses auf die Beine zu stellen.

 

Aus den zwei Hektaren die er bewirtschaftet, macht er je zwei Rot- und Weissweine. Neben seinem Keller und Heim - nur von der alten Durchgangsstrasse der Dörfer der Herrschaft getrennt - liegt der schöne Weinberg aus dem die Trauben für diesen Wein stammen:

Vom Pfaffen/Calander und vom Lindenwingert. Die Linde [oder zumindest ein grosser Baum] steht immer noch zuoberst im Weinberg.

 

Seit seiner «Weinwerdung» sind wir Jan‘s stille Begleiter und waren schon mehrmals bei ihm zur Verkostung. Daneben probiere ich seine zumeist ebenso stillen wie tiefgründigen Weine bei jeder sich bietenden Gelegenheit. Zumeist sind sie moderne und wahrlich grossartige Interpretationen des Bündnerlandes. Den Calander 2009 [sein 2. Jahrgang] haben wir bei einem unserer Weinreisen direkt ab Hof erstanden. Jan‘s Vorbild war und ist kein geringerer als Georg Fromm. Eine Winzerlegende hüben [Schweiz] wie drüben des Erdballs [Neuseeland].

 

In Nase zeigte der Calander zuerst sehr typische erdige und speckige Noten. Doch nach 30 Minuten waren diese komplett verzogen und er öffnete sich förmlich. Viele florale aber auch würzige sowie fruchtige Aromen strahlen aus dem blässlich Roten Saft. Getrocknete Rosen, Orangenzesten, Nelken und Zimt lässt er sich entlocken. Das Aromennetz ist aber so vielschichtig und dicht, dass man ihn nicht zur Gänze zu fassen kriegt.

 

Am Gaumen ist er seidig und hat eine geradezu zarte Textur. Die Säure trägt ihn wunderbar und verleiht im noch sehr schöne Frische. Das Tannin ist glatt aber immer noch präsent. Trotz des Alters weist er absolut keine tertiären Aromen auf. Im Gegenteil! Blind hätte ich diesem Wein vielleicht ein Alter von fünf Jahren zugetraut. Der kann sicherlich locker nochmals fünf bis vermutlich 10 Jahre leben. Die Aromen nach Erdbeeren, Sauerkirschen aber auch eben Eukalyptus sowie Minze sprechen Bände und werden ihn noch sehr lange tragen!

 

Flieg Jan, flieg!!!



«BEI ZIELERREICHUNG: EIN KREUZ!»

Das kleine Kreuz, Rings, 2014

 

Weinverkostung: 14. September 2018

Herkunft: Deutschland, Pfalz

 

N: Finesse, weisser Pfeffer, Kohle

G: Wiesenblumen, Kräuter, geniale Balance

WF: 9.0|10.0 [ein Pfund von einem Wein!]

 

Bezugsquelle: Baur au Lac Vins CH | Weingut DE

Preis: CHF 38.- | € ~20.-

Kommentar: Sich Ziele zu setzen, eng zu verfolgen und daran zu glauben sie erfüllen zu können, ist nicht immer ganz einfach. Wenn man dann über die Ziellinie tappst, sollte man es gebührend feiern und ein Kreuz an die Decke machen. Kein grosses erstmal. Aber ein kleines ist auch gut. Zum Beispiel eins vom Weingut Rings aus der schönen Pfalz.

 

Den Wein habe ich mir beim allerersten Besuch in der Pfalz 2016 gekauft. Überrascht und beklommen von der

unheimlichen Kraft und Tiefe des Weins konnte ich nicht widerstehen. Damals erinnerte er mich stark an einen Cabernet-lastigen Bordeaux. Ein Aroma, das ich bis zu diesem Zeitpunkt nie in die Pfalz gepflanzt hätte. Zudem besteht der Tropfen nur aus einem kleineren Anteil Cabernet Sauvignon. Die Mehrheit machen Merlot, St. Laurent und Cabernet Franc aus.

 

Heute, nach ein paar Jahren Lagerung, hat der Wein eine sehr schöne Wandlung durchgemacht. Immer noch hat er eine feine «bordeaulesque» Art an sich. In der Nase eher rote Peperoni, die von weissem Pfeffer und einem feinen und kohligen Duft eng begleitet werden. Ganz generell wirkt das kleine Kreuz sehr finessenreich und vielschichtig. Das Duftspektrum verändert sich stetig. Beim tieferen «Einriechen» kommen noch feine Wildledernoten und mineralisch-steinige Aromen die wohl von Cabernet Franc herrühren.

 

Am Gaumen strahlt das kleine Kreuz viel Eleganz aus. Schmalspurig ist er. Jedoch im positiven Sinn. Er überbodert nirgends und eckt nicht an. Gleichzeitig ist er aber kein angepasster Wein, der dem Mainstream schmecken würde. Man muss dieses tolle Zusammenspiel von perfekter Säure und gradlinigem Tannin mögen. Lässt man sich ein wenig im Wein «treiben», findet man sehr viel Schönheit und Leichtigkeit darin. Wiesenblumen und –kräuter, Zigarrenduft und getrockneter Tabak wie auch eine gewisse steinige Kargheit machen das Spiel. Ja, explodieren geradezu am Gaumen.

 

Der Wein strotzt vor Knusprig- und Leichtigkeit. All seine Elemente schreiten im Gleichschritt und werden wohl in fünf Jahren noch mehr Freude bereiten. Heute war für mich dieses kleine Kreuz ganz gross.



«ER WILL NUR SPIELEN»

Machoman Monastrell, Casa Rojo, 2016

 

Weinverkostung: 7. September 2018

Herkunft: Spanien, Jumilla

 

N: Schwarzer Pfeffer, Süsstabak, Cassis

G: Boysenberry, Oliven, Lavendel

WF: 8.0|10.0 [gut]

 

Preis: CHF 24.50 | € 16.90

Bezugsquelle: Terravigna CH | Lieblingsweinladen DE

Machoman Monastrell, Casa Rojo, 2016
Machoman Monastrell, Casa Rojo, 2016

Kommentar: Der «Machoman Monastrell» ist ein Wein aus der «Küche» Bodegas Casa Rojo. Das Label ist eine Art Wein-Combo mit vielen talentierten und frechen Köchen und Köchinnen, die sich weniger um starre Regeln kümmern, als darum guten Wein in stylischem Design auf den Markt zu bringen. Das tun sie mittlerweile so gut, dass ihr Portfolio an Weinen und Regionen rasch grösser wird.

Aktuell werden 11 Sorgenbrecher aus 9 verschiedenen spanischen Anbaugebieten produziert. Frech, unkonventionell und ein wenig «hipsterig».

 

Der «Machoman» wird aus Monastrell hergestellt und stammt aus der Region Jumilla [nördlich von Murcia]. Für all diejenigen, die sich immer noch kein Bild machen können: Beni(s)dorm [na, klingelt’s jetzt?] und dann etwas ins Landesinnere [links auf der Karte]. Das höchste Ziel der Winzer von Casa Rojo ist es, die Typizität der Region in die Flasche zu bringen. Kurz nach dem Öffnen dringt aber eher der Machoman aus dem Wein durch. Da ist viel schwarzer Pfeffer, Süsstabak und Cassis in der Nase. Am Gaumen ist er zupackend, eher rotbeerig und mit Aromen von Boysenberries und Oliven im Abgang.

 

Am besten lässt man den breiten, grossen und etwas kantigen Typ einfach mal stehen. Wie im richtigen Leben halt. Dadurch verlieren die meisten Menschen etwas an «Selbstvertrauen» und Härte. Und Weine sind ja bekanntlich auch nur Menschen. Am zweiten Tag also, riecht der Machoman richtig herausgeputzt. Kirschen, Rosen, Lavendel und Wiesenblumen machen die Aufwartung. Da scheint sich einer richtiggehend aufgebrezelt zu haben. Am Gaumen ist er spürbar sanfter, weicher und nachhaltiger. Den nun langen Abgang verzieren Pflaumen und etwas Zigarrenbox.

 

Ich mag Tropfen die unkonventionell sind und Regeln brechen. Das ist und tut der Machoman eindeutig. Doch gleichzeitig ist er eben auch ehrlich, traditionell und gibt sich nach einer Weile zahm wie ein Schosshündchen. So sind sie halt: Hunde die zuerst bellen, wollen später dann doch nur kuscheln...



«CARI AMICI, IST DAS GEIL»

Podere le Ripi, Rosso Toscano, 2010

 

Weinverkostung: 10. August 2018

Herkunft: Italien, Toskana

 

N: Grafit, Heidelbeere, Schwarzkirsche

G: Kräftiges Tannin, hohe Komplexität, Orangen

WF: 8.5|10.0 [sehr guter Wert!]

 

Bezugsquelle: Amici CH | DE unbekannt

Preis: CHF 27.50

Kommentar: Montalcino ist sicherlich eine besondere Unterregion der Toskana. Auf diesem Landstrich entstehen einerseits grossartige Weine, die unglaublich langlebig, filigran und unheimlich tief sowie vielschichtig ausfallen können. Andererseits ist der Sangiovese aus dem DOCG eine absolut eigenständige und durchaus «eigenwillige» Interpretation der Traubensorte.

Beim vorliegenden Wein handelt es sich um einen «einfachen» Rosso di Montalcino. Darin können und werden ganz verschiedene Traubensorten verarbeitet. Öffnet man den «Amore & Follia» fühlt man sich fast wie in «Bella Italia» und noch dazu in der Toskana. Die Region drückt beim ersten Schnuppern geradezu exemplarisch durch.

 

In der Nase ein ausgesprochen schönes Aroma nach Grafit, Heidelbeeren und Schwarzkirschen. Dazu gesellt sich noch eine angenehme Note nach Rauch. Am Gaumen folgen - für den Landstrich um Montalcino rum - die typisch-kräftigen Gerbstoffe. Doch Säure ist ebenfalls markant und zähmt die Tanninmacht auf ein angenehmes Mass. Es entwickelt sich im Mundraum ein feines Zusammenspiel aus Sauerkirschen und Johannisbeeren. Der Wein ist drahtig und sehnig. Gleichzeitig hat er charaktervolle Ecken und Kanten.

 

Was mich am Tropfen überraschte, war, dass es sich um 90% Syrah und jeweils nur hälftig um 5% Merlot uns Sangiovese handelt. Nie im Leben wäre man [ich!] beim Amore & Follia auf Syrah gekommen. Sangiovese mit Canaiolo wäre mein erster und banaler Tipp gewesen.

 

Die Familie Illy produziert auf dem Weingut Podere di Ripi ein kleine Menge erlesener Weine. Es sind Weine die mit Leidenschaft entstehen. So ist es nicht verwunderlich, dass der vorligende Tropfen «Liebe & Torheit» heisst. Verrückt scheint auch Francesco Illy zu sein: Auf einer speziellen Lage hat er 60‘000 Stöcke pro Hektar setzen lassen und erzieht diese in Bonsai-Art. Daraus entsteht ein Wein der noch mehr kostet als ein Sassicaia oder Ornellaia. Doch dazu ein andermal mehr...



«VOM RÖSTIGRABEN»

La Maison Carrée, Auvernier, 2015

 

Weinverkostung: 26. Juli 2018

Herkunft: Schweiz, Neuenburg

 

N: Trauben, Beeren, Wiesenblumen

G: Säure/Tannin im Vordergrund, Sauerkirschen

WF: 7.5|10.0 [ganz in Ordnung]

 

Bezugsquelle: Brancaia CH

Preis: CHF 27.-

Kommentar: Ein viel und heiss geliebter Pinot Noir. Er wächst quasi am Rande des Röstigrabens und wird biodynamisch produziert.  Einige mir bekannte

Weinkenner lassen sich von diesem Tropfen regelmässig zu richtiggehenden önologischen Arien hinreissen. Es war also Zeit für einen ruhigen Selbsttest.

 

Für mich ist es nun das dritte Mal, dass ich diesen Wein trinken darf. Das bisherige «Sample» umfasst lediglich die Jahrgänge 2014 und 2015. Nichtsdestotrotz lohnt sich eine kurze Analyse der Empfindungen und Findings. 

 

In der Nase sehr beeriges, um nicht zu sagen ein richtiggehend traubiges Bukett. Dann tauchen noch ein wenig Wiesenblumen sowie etwas Süsse auf und das Bildnis ist fertig. Als Gesamtpaket wirkt die Nase für mich etwas «dropsig» und irgendwie fast schon wie ein Bonbon.

 

Am Gaumen ein Kraftprotz aus Säure und Tannin. Ersteres wird sogar bis in den Abgang hineingetragen. In der Mitte ist die Tanninsäule relativ hoch. Was jedoch gut zur spitzen Säure passt. Aromatisch herrschen starke Sauerkirscharomen vor. Im langen Abgang kommt bei mir der Geschmack von Kellergewölbe auf.


Insgesamt wirkt der Auvernier 2015 derzeit etwas diffus und trüb. Dadurch erinnert er mich stark an ein Fassmuster oder einen frisch abgefüllten Pinot Noir. Da ich noch ein paar Flaschen des Jahrgangs im Keller habe, bin ich gespannt wie er sich über die Zeit entwickeln wird. Jetzt gerade lässt er mich nicht in Freudentaumel ausbrechen...



«MEA CULPA. ICH LAG FALSCH»

Prima Mano, A Mano, 2001

 

Weinverkostung: 27. Juni 2018

Herkunft: Italien, Apulien

 

N: Tabak, Zigarre, Trüffel, Rinderbraten

G: Karamell, Hagenbutten, Schwarztee

WF: 9.5|10.0 [WTF?!]

 

Bezugsquelle: Leider keine bekannt

Preis: In der Region von CHF 40.- | € 30.-

Kommentar: Es gibt Dinge, die bringen einen auf die Palme. Bei mir sind das [unter anderem ;-)] Primitivo und Weinverschlüsse aus Plastik. Die Traubensorte ist nicht mein. Nicht mehr. Es gab mal eine Zeit, da war ich hingerissen von der Süsse sowie Breite und erfreute mich an der Art wie diese Weine waren. So ganz anders als viele der sauren Tropfen, die einem sonntags bei den Eltern der ersten Freundin, aufgetischt wurden. Das ist nun ein halbes Leben her.

 

Immer wieder erinnere ich mich an diese Zeiten und verkoste doch noch ab und zu einen. Zumeinst sind es aber üppige, alkoholschwangere, brandige und übersüsse Tropfen die am nächsten Tag lediglich die subjektive Licht- und Lärmempfindlichkeit steigern sowie stechende Kopfschmerzen verursachen.

 

Vor nun mittlerweile gut 15 Jahren wurde mir der «Prima Mano» empfohlen.

Diese quasi «secondhand»-Empfehlung habe ich sofort in die Tat umgesetzt und mir zum damals astronimischen Preis von je ca. € 30 pro Flasche einen Karton davon gekauft.

 

Die Überraschung kam beim Öffnen der allerersten Flasche: «Kunstkorken». Dazu noch ein schwarzer. Wie kommt jemand üperhaupt auf sowas?! Das ist so wie eine braune Toilette irgendwo einzubauen. Irgendwann danach las ich, dass Kunstkorken dazu neigen auszutrocknen. Wenig später hatte ich dann also bereits vier Buddeln getrunken. Zu allem hin, fand ich sie saumässig gut. Die anderen zwei vergass ich aktiv im Keller. Mein Interesse für Primitivo drehte sich seither um circa 180 Grad und die Traubensorte verschwand für immer aus meinem Blickfeld. Bis heute.

 

Wie gesagt, liess ich mir die Primitivos bei Verkostungen nicht immer entgehen. Mit «Es» und dem «Es Riserva» sowie irgendwelchen «Centurios» versuchte ich mitunter die teuersten. Doch ich fand nie mehr Gefallen daran. Erst heute entdeckte ich wieder, wie man mit gewissen Einstellungen falsch liegen kann. Wie die Weinwelt einem immer wieder einen Streich spielen kann. Das liebe ich.

 

Der Prima Mano ist in der Nase so zart und weich wie ein Tee. Ein Hauch von Tabak, ein Fürzchen Trüffel, ein Windchen Schwarztee und fein gegrbtes Lederchen. Paff! Wow. Dabei war ich schon vor dem Öffnen skeptisch. Plastikpropf. Pffff… Doch das Ding sah aus wie neu. Nichts war ausgetrocknet, porrös oder sonstwie «anders». Am Gaumen viel Karamell. Das Tannin ist abegeschmolzen und extrem schön integriert. Es folgen eine feine Süsse und im ersten Nachhall immer noch eine leichte Minzigkeit. Im langen Abgang ist viel Schwarztee mit im Spiel. 

 

Auch wenn es der ersten inneren Überzeugung widerspricht: Es ist wunderbar wieder mal vorgeführt zu werden. Immerzu habe ich darauf gehofft, dass der Kunstkorken leckt. Zudem dachte ich, mein Gaumen sei nun völlig Anti-Primitivo, sodass ich diesen Wein ablehen würde. Doch nix von dem traf ein. Zum Glück. Es war schlichtweg eine wunderbare (neue) Erfahrung mit einem sensantionellen Wein.



«LASS IHN RAUS, DEN TIGER!»

Domenico Clerico, Arte, 2013

 

N: Grafit, Lakritz, Heidelbeeren, Kohle

G: Gute Säure, mattes Tannin, langer Abgang WF: 8.5+|10.0 [kommt gut!] 

 

Weinverkostung: 26. Juni 2018

Herkunft: Italien, Piemont

 

Bezugsquelle: Caratello CH | Italvinus DE

Preis: CHF 41.- | € 29.-

Kommentar: Neun Kellen Nebbiolo von jungen Reben und ein Schopflöffel Barbera von alten Stöcken ergeben dieses Kunststück im Glas....

 

In der Nase ist es tatsächlich eine Strassenmischung: Teer, Kohle und etwas Schiefer. Weiter ein Spritzer schwarzen Johannisbeersaft und eine Salve Lakritz. Eher ein düsteres Nasenbild also.

 

Am Gaumen ein Mundvoll kraftiges und etwas mattes Tannin. Doch die Säure klatscht im Rhythmus und bietet dadurch Stabilität und Balance.

 

Der Tiger hier wirkt gerade etwas matt. Als ob er noch Zeit und Musse bräuchte um seine volle Pracht zu zeigen. Doch in etwa 4-5 Lenzen wird die Raubkatze hier zum grossem Sprung ansetzen.

 

Das Weingut von Domenico Clerico liegt wie ein parkiertes UFO an einem Hang nahe Monforte d'Alba. Der Ausblick ist so einmalig wie der Mensch der dies alles über Jahre und Jahrzehnte erschaffen hat. Leider ist Domenico Clerico letztes Jahr von uns gegangen. So wie es jetzt aussieht, werden die Weine weiterhin in seinem Sinne und mit seiner Philosophie gekeltert. Möge dies noch für lange Zeit so sein...



«MIT PASSION UND MUT!»

Donatsch, Pinot Noir‚ Passion, 2011

 

Verkostungsnotiz: 17. Juni 2018

Herkunft: Schweiz, Graubünden

 

N: Blutorangen, Rauchspeck, Tannenwald

G: Wiesenkräuter, Erdbeeren, Himbeeren

WF: 8.5|10.0 [sehr gut!]

 

Bezugsquelle: ab Weingut oder Riegger

Preis: CHF 36.- 

Kommentar: Die Donatschs haben schon das eine oder andere Mal einen Pinot Noir gekeltert, der den ‚Mondial des Pinots‘ gewonnen hat. Sie spielten quasi gekonnt auf und schlugen andere - vermeintlich ‚grössere‘ - Nationen mit Mut, Durchhaltewillen und Leidenschaft. Warum sollte das heute nicht auch im Fussball gegen Brasilien möglich sein?

 

Der Passion 2011 ist ein wunderbarer Ausdruck eines hochstehenden Schweizer Pinots, der es mit vielen internationalen ‚Burgundern‘ der gleichen Güteklasse locker aufnehmen kann.

 

Die Nase ist typisch Bündnerland: Rauchspeck, Blutorangen und Tannenwald nach einem Regenschauer.

 

Am Gaumen sehr viel Würze und eine ordentliche Portion Wiesenkräuter. Dazu gesellen sich zudem typische Pinot-Aromen wie Erdbeeren und Himbeeren. Er ist äusserst karg, trotzdem athletisch und besitzt eine wunderschöne strukturelle Balance.

 

Ja - Schweizer können es! Mit Passion und Mut!

 

PS: Ein Besuch der Winzerstube in Malans lohnt sich immer!



«WHAT A CANDY, MÄÄÄÄÄN!»

Château Faugères, 2010

 

Weinverkostung: 1. Juni 2018

Herkunft: Frankreich, Bordeaux [Saint-Emilion]

 

N: Satt, dunkel, Tabak, Heidelbeeren, Teakholz

G: Zupackendes Tannin, knackig, tolle Säure, Minze

WF: 10.0|10.0 [göttlich!]

 

Bezugsquelle:  Denz Wein CH |  Lobenbergs DE

Preis: CHF 37.- | € 38.- [2010: CHF 64.-]

Kommentar: Natürlich... 2010 war in Bordeaux ein gigantisches Weinjahr! Vermutlich entstanden in diesem denkwürdigen Jahr wahre Weinlegenden. Nach nun sieben Lenzen in der Flasche, darf man endlich einen dieser Brüller aufreissen, um die Entwicklung mitverfolgen und beurteilen zu können. Um es vorwegzunehmen: Der Wein hat sich wahrlich göttlich entwickelt.

 

Bereits beim Öffnen und Einschenken macht der Tropfen einen ziemlich kompakten und jugendlichen

Eindruck. Die Farbe ist satt und in ihrem Bordeauxrot beinahe undurchdringlich. Die Konsistenz wirkt beim Schwenken im Glas leicht ölig. Später, nach der Verkostung, fällt es einem schwer zu glauben, dass der Inhalt dieser wahnsinnig geilen Flasche tatsächlich bloss aus rund einem Kilo Trauben entstanden sein soll. Da ist nämlich so viel Temperament, Ausdruck, Persönlichkeit und Seele drin gespeichert und wohl für eine lange, lange Zeit gefangen...

 

Die Nase beherrscht eine unglaublich satte, dunkle und kompakte Frucht. Der Faugères strahlt bei dieser ersten distanzierten Begegnung bereits extrem viel Balance aus. Die Süsse, die ihn umgibt, hat spürbare Kraft und gleichzeitig Distanz. Sie ist gepuffert. Fast wie die berühmte Faust im Samthandschuh. Eine Nuance Tabak da, eine Spur Heidelbeeren dort sowie edles Teakholz links und rechts. Es scheint, als ob jemand mit der Pipette die perfekten Mengen an wunderbaren Aromen zusammengesucht und zudem noch an die richtige Stelle einsortiert hat.

 

Am Gaumen macht das Wort „Equilibrium“ die Runde in meinem Zentrum für Sinneswahrnehmungen. Alle Komponenten stimmen überein und geben sich quasi die Hand. Das präzise aber trotzdem zupackende, knackig und wahrlich knusprige Tannin ist unwiderstehlich. Das tolle Säuregerüst zeigt da und dort den einen und anderen Muskel. Rückt damit alles an seinen Platz. Die Struktur ist unheimlich anschmiegend und wirkt wie ein Massanzug. Der Abgang ist ausserordentlich langanhaltend und frisch. Ganz weit hinten schiesst plötzlich sogar noch ein wenig Minze hervor.

 

Eine wahre Zehn aus dem 2010!



«FAUSTINA. UNA FURIA ORALE»

Villa Caviciana, Faustina, 2010

 

Weinverkostung: 9. Mai 2018

Herkunft: Italien, Lazio

 

N: Würzig, nobel, Sauerkirschen, Eukalyptus

G: Seidiges Tannin, spektakuläre Säure, extreme Länge

WF: 9.5|10.0 [FF...Feuer frei]

 

Bezugsquelle: Baur au Lac Vins CH | Villa Caviciana DE

Preis: CHF 39.- | € 33.-

Kommentar: Für jene, die bei mir jeweils mitlesen, wird Villa Caviciana womöglich als eine erotische Erfahrung in Erinnerung geblieben sein. Denn der Wein «Elenora» versetzte mich vor rund einem Jahr in wahre Extase. Der Tropfen war so wunderschön geraten, knisterte vor unglaublicher Attraktivität und Lebendigkeit, dass ich mich letztendlich in den Wein «quasi verliebte». Damals endete die Verkostungsnotiz damit, dass ich sehr gespannt sei, wie denn «Faustina» – the 1st Sis – wohl sein werde. Es schien mir letzlich fast etwas gewagt zu hoffen, dass da noch eine Steigerung drinliegen könnte. Ich irrte mich.

 

Heute steht also «Faustina» da. Ohne gross zu überlegen, habe ich sie mir geschnappt. Das Essen dazu? Im Nachhinein – eher unwürdig. Aber man weiss ja auch oft nicht, was einen bei einem Blinddate erwartet…

«Faustina» ist von der ersten Sekunde an betörend. Kaum ist der Knoten gelöst bzw. der Korken raus, kann man sich ihrer Ausstrahlung kaum entziehen. Sogar das [zugegeben: abgewöhnungsbedürftige] erste Schnuppern an der Flasche liess mich die Augenbrauchen hochziehen und in froher Erwartung noch ein halbes Dutzend Mal an der Pulle riechen. Wow, wie geil.

 

In der Nase ist es die ungeheuer breite und vielschichtige Würzigkeit die einen zuerst beeindruckt. Sofort riecht man bei «Faustina» die Noblesse. Sehr feines und irgendwie erotisch anmutendes Sauerkirscharoma stellt sich ein. Auffallend ist danach ebenfalls eine dezente Kühle, die wie in der Hand zerriebene Eukalyptusblätter in die Nase steigt. Am Gaumen ist das Tannin spürbar, doch sehr seidig. Edler Tabak, Graphit und im Abgang Schwarztee sorgen für ein einmaliges orales Erlebnis. Die Säure ist in Verbindung mit dem Tannin spektakulär «à point». Der Abgang ist dramaturgisch gesehen wie der Film «Titanic»: Irgendwann in der ersten Hälfte der Spielzeit fängt der Kahn an zu sinken. Das zieht sich dann während zwei Stunden hin. Etwa so… Unglaublich laaaaang. Trotzdem nie langweilig.

 

Als Fazit und Notiz an mich selbst, vermerke ich zur «Faustina 2010» folgendes: Dieser Wein ist in den letzten 12 Monaten mit das Beste was ich trinken durfte [es waren ganz und gar unglaublich gute Tropfen darunter…]. Ich kann mich beim besten Willen nicht daran erinnern, wann ich das letzte Mal einen Wein getrunken habe und sich bei mir bereits nach den ersten 15 Sekunden der Bestellreflex in diesem Ausmass zeigte. «Faustina 2010» ist einfach grandios.

 

Nachtrag: Leider ist 2010 ausgetrunken. So musste eine Flasche des Jahrgangs 2012 als Beweis für die Stetigkeit herhalten. Dabei stellte sich heraus, dass 2012 durchaus ein guter Wein ist. Doch da ist die Vermählung zwischen Sangiovese und Tannat nicht ganz so gelungen. Tannat ist mit seinem kräftigen Tannin deutlich bemerkbar [WF: 8.0|10.0 – gut].



«DEN MUTIGEN GEHÖRT DIE WELT»

Weinbau Baumgartner, Saõ Luca, 2000

Weinverkostung: 1. Mai 2018

Herkunft: Schweiz, Aargau

 

Kommentar: Es braucht – zugegeben – viel Courage anders als andere zu sein. Doch vielfach wird dieser Mut eben auch belohnt. Lukas Baumgartner hat hier etwas gewagt und bei diesem «Tawny» aus dem Jahr 2000 aus dem beschaulichen Tegerfelden im Kanton Aargau [Schweiz 😉] alles gewonnen. Unglaublicherweise dienen hier Pinot Noir Trauben als Basis.

 

Klar, gespritete Weine muss man mögen. Gerade mit Tawnys habe ich selbst oft Mühe [Alkohol im Vordergrund, Brandigkeit etc.]. Doch der Saõ Luca ist unheimlich filigran. Sein Aromenspektrum ist äusserst ausgeprägt. Am meisten fallen Brotkruste, Honig, Rosinen und Baumnüsse auf. Der Abgang ist so lang, dass man zwangsläufig den nächsten Schluck nimmt – nein: nehmen MUSS –, bevor der vorhergehende überhaupt im Genussschlund entschwunden ist. Das hier ist echt perfektes und ganz grosses Schweizer «Alternativkino».

 

Wem dieser Stil nicht zusagen sollte, der widme sich den Grand Crus von Baumgartner aus den Lagen «Goldwand» oder «Schwändi». Pinot Noir in seiner edelster Ausprägung, mit viel Ruhe und Noblesse versehen.

 

Aus dem sehr guten Jahr 2015 hat er aus seinen besten Fässern eine Pinot Noir Selection gemacht. Diese kommt 2019 auf den Markt. Ich höre schon alle Gantenbeine davonrennen...



«DIE BESTEN DINGE GESCHEHEN ZUFÄLLIG»

Château Bolaire, 2003

 

Weinverkostung: 25. April 2018

Herkunft: Frankreich, Bordeaux

 

N: Tabak, Erde, Unterholz

G: Kaffee, Heidelbeeren, Pflaume

WF: 8.5|10.0 [glückliche Zufälle]

 

Bezugsquelle: Riegger CH | Wein-Bastion DE

Preis: CHF 18.- | €15.-

Kommentar: Es sind wohl gute Voraussetzungen die hier aufeinandertreffen: Ein wenig bekanntes Weingut, ein anfänglicher Jahrhundertjahrgang, kleine Erwartungen und eine lange im Keller vergessene Magnumflasche.

Kurz: Ein zufälliges und spannendes Gemenge.

 

Château Bolaire aus dem Haut-Médoc gehört zu den Weingütern, die ziemlich zuverlässig Jahr für Jahr gute Qualität zu einem für Bordeaux-Verhältnisse bescheidenen Preis produzieren. Die Vinifikation ist modern und der Tropfen dadurch bereits in der Jugend sehr geschmeidig und zugänglich. Zumeist ist das Holz gut spürbar aber auch sehr ordentlich eingebunden und der Wein dadurch mit optimalem Zug ausgestattet.

 

Der Jahrgang 2003 war ein heisses Jahr und wurde zu Beginn bereits als ein Jahrgunderjahrgang [wie so oft...] angepriesen. Mit der Zeit kristalisierte sich heraus, dass es zu warm war und die Weine mit der Zeit teilweise zu breit und marmeladig wurden. Zudem alterten sie rascher als «klassische» Jahrgänge [die irgendwie langsam auszusterben drohen...] oder wahre Jahrhundertkracher.

 

Château Bolaire 2003 aus der Magnumflasche ist in Würde gealtert. In der Nase ganz viel Tabak, schwarze Johanisbeeren, etwas Erde und ein wunderbarer Ton nach regennassem Unterholz. Am Gaumen Heidelbeeren, Kaffee und ein wenig Pflaume. Der Abgang ist ordentlich lang und hat gegen Schluss eine hauchdünne Bitterkeit. Tannine und Säure tanzen im Gleichschritt.

 

Dieser kleine Bordeaux ist wahrlich eine Wucht

und derzeit wohl gerade auf seinem absoluten Höhepunkt.



«ENTDECKT UM ZU BLEIBEN»

San Marcellino, Rocca di Montegrossi, 2010

 

Weinverkostung: 23. März 2018

Herkunft: Italien, Toskana

 

N: Schiefer, Asphalt, Heidelbeere

G: Eukalyptus, kräftiges Tannin, Vanille

WF: 9.5|10.0 [Traumwein!]

 

Bezugsquelle: Carl Studer CH | Vinarium DE

Preis: CHF 37.50 | € 27.50

Kommentar: Es gibt Weine, die man entdeckt und die  einen nicht mehr loslassen. Das ist genau so bei mir und dem San Marcellino von Rocca di Montegrossi. Vor beinahe 20 Jahren wollte uns mal ein guter Barkeeper in Radda in Chianti einen tollen Chianti Classico Riserva hinstellen. Da kam der Wein auf den Tisch. Seither war ich nie in der Toskana ohne mir eine Kiste des Weins - wenn nicht auf dem Weingut selbst - in einer Enoteca zu

sichern.

 

Marco Ricasoli stellt auf diesem Micro-Weingut der adeligen Familie himmlische Gewächse her. Meine Favoriten sind ebendieser Chianti Riserva, der moderne Geremia und der Vin Santo, welcher in der Toskana seinesgleichen sucht. Das Weingut liegt wunderschön an der Flanke eines Hügelzugs unweit des Castello di Brolio gelegen. Doch, damit hat es sich mit dem pompösen Auftritt.

 

Der San Marellino kommt aus der gleichnamigen Einzellage. Dem Sangiovese werden noch zusätzlich etwa 3-5% Pugnitello hinzugefügt. Das ist möglicherweise die kleine Ingredienz, die es ausmacht, um aus diesem Tropfen einen Wein von imenser Grösse zu machen.

 

Obwohl er mittlerweile fast ein Jahrzehnt gelegen und gereift ist, scheint er von der Zeit unberührt. Düster funkelt er im Glas. In der Nase ist man schier überwältigt von einem sehr dichten und dunklem Aromenteppich. Je mehr man schnuppert, desto mehr entdeckt man die Rafinesse in diesem Tropfen. Heidelbeeren, Mokka, Kaffee, dunkle Schokolade,  Zedern, Blutorangen, Teer oder Minze kommen vor.

 

Am Gaumen ein ähnliches Spektrum mit frischen Eukalyptusaromen und Tannenwald. Das Tannin ist nach wie vor kräftig und wahrnehmbar. Doch die Säure hält die Struktur des Tropfens sehr gut beisammen und verleiht ihm eine asketisch-athletische Erscheinung. Der Abgang ist ausserordentlich Lang und am Schluss mit Vanillenoten durchsetzt. Ein Traum von einem Wein.



«HE IS LEGEND!»

Grand Cru, Zlatan Otok, 2008

 

Weinverkostung: 14. März 2018

Herkunft: Kroatien, Dalmatien

 

N: Schwarztee, Hagenbutte, Süssholz

G: Vivide Säure, Schwarzkirschen, kräftiges Tannin

WF: 9.0+ | 10.0 [sehr geil!]

 

Preis: CHF 40.- | DE € 38.-

Bezugsquelle: Vallis Aurea CH | Wein & Co. AT

Kommentar: Vor rund einem Jahr ergab sich für mich die Möglichkeit die neue Generation des legendären Weinguts «Zlatan Otok» von Zlatan Plenković kennenzulernen. Für all jene, die in diesem Zusammenhang das das Wort «legendär» nicht richtig einordnen können: Zlatan Plenković war für den kroatischen Weinbau in etwa gleichbedeutend wie Klaus Peter Keller und Markus Schneider für den deutschen. Jedoch in einer Person! Er vereinte Qualitätsstreben und Weinmacherkunst mit Marketinggespür und dem Wunsch nach internationaler Anerkennung für Weine aus seinem Heimatland.

 

Die neue Generation verkörpern seine Söhne. Marin Plenković und seinen reizende Freundin Romana besuchten an einem kalten Novembertag Zürich und statteten mir einen kurzen Besuch ab. Im Gepäck

hatten die beiden für mich ein paar Flaschen. Darunter ihren «Exclusive», der in seiner Art wohl zu den grössten Weinen Kroatiens gezählt werden kann. Weiter beglückten sie mich mit einer 5-Liter-Spezialabfüllung ihres absolut genialen Weins «Grand Cru» [siehe Bild 😜].

 

Schon unzählige Male habe ich diesen Wein getrunken. Vor Ort in der Marina von Sveta Nedjelja auf Hvar, an Verkostungen, in Restaurants oder ganz einfach – wie heute – in der guten Stube. Noch nie wurde ich enttäuscht! Mit zunehmendem Alter wird der Grand

Cru filigraner, leichter und irgendwie teeig-feiner sowie finessenreicher. Der Jahrgang 2008 weist in der Nase eine tolle Aromatik nach Hagenbutte, Schwarztee und Süssholz auf. Die oft in anderen gereiften Weinen Kroatiens aufkeimende Portnote sucht man hier vergebens. Null. Ganz einfach geiles Nasenpetting!

 

Am Gaumen trotz der zehn Jahre noch vivide Säure. Die Tannine sind nach wie vor kräftig, wirken aber gebügelt. Dadurch kommt der Tropfen weich und bekömmlich rüber. Tee ist hier ein ganz gutes Stichwort. Der Abgang ist sehr lang und ausgedehnt. Der Grand Cru ist saftig und hat noch richtig Schmackes sowie Power. Doch alles ist wohldosiert und -proportioniert. Wie ein Marathonläufer, der weiss wann er die nächste Stufe zünden muss. Ein sehr toller Wein, für den es sich sogar lohnen würde vom Festland rüber nach Hvar zu schwimmen!!



«B2B»

Monfiorato, Dealessi [San Sebastiano], 2011

 

Weinverkostung: 4. März 2018

Herkunft: Italien, Piemont

 

N: Rosenduft, Kohle, kühler Rauch

G: Drahtige Struktur, tolle Balance, Schiefer, Asphalt

WF: 8.5|10.0 [einfach saugut]

 

Preis: unbekannt [vermutlich sehr vernünftig]

Bezugsquelle: ab Weingut

Kommentar: «Nimm den mal und sag mir was Du darüber denkst. Ist für mich ein kleiner Barolo.» Den Tropfen habe ich vor ein paar Monaten von einem befreundeten Menschen bekommen, der die gleiche Passion wie ich teilt: Wein. Wein trinken, geniessen, erfahren, bewerten, benoten, zerreden, erleben und Wein leben. Aus Wein lernt man. In Wein liegt Wahrheit. Ohne jemals mit dem Kollegen explizit darüber gesprochen zu haben, bin ich mir trotzdem ziemlich sicher, dass er auch so denkt.

 

Von Geniesser zu Geniesser kam also dieser Wein zu mir. Nachdem am Tag zuvor bereits ein exzellenter Nebbiolo von Davide und Roberto Voerzio aus demselben Jahr [2011] unsere Gaumen umspülte, war wieder Zeit für etwas aus dem wunderbaren Piemont. Die Region Monferrato stand für mich bisher nie im Fokus. Zu kurz die Zeit und zu zahlreich sowie berühmt waren die

Namen weiter südwestlich. In Richtung Asti, Alba und darüber hinaus.

 

Der vorliegende Tropfen ist ein Wein aus der Traubensorte «Grignolino». Vermutlich geht es den meisten hier wie mir: «Watt denn datt!?». Die Traubensorte wächst zur Hauptsache im Piemont. Hat etwa ein halbes Dutzend weiterer lokaler Namen und wird kleinflächig offenbar selbst in Kalifornien angebaut. Wen wundert’s? Vom Wein habe ich eine ansprechende Trinkigkeit und ein wenig Spass erwartet. Tatsächlich habe ich aber etwas Anderes darin gefunden.

 

In der Nase ein sehr dezentes und schönes Aromabild. Vorherrschend ist erstmal ein umwerfender und gleichzeitig flüchtiger Rosenduft. Es folgen Kohle, kühler Rauch oder kalter Kamin sowie Blutorangennuancen. Ein sehr feingliedriger, durchstrukturierter und eleganter Wein in der Nase. Er erinnert tatsächlich an einen dezenten in die Jahre gekommenen Barolo. Es fehlt ihm ein wenig die nachhaltige «Wucht», aber die Anlagen sind durchaus da.

 

Am Gaumen setzt sich die Drahtigkeit schön durch. Die Struktur ist schlank und präzis. Null Gramm Fett. Ein fucking Yoga-Wein, der die Verrenkungen aus Spass und Freude schon seit Jahrzehnten zu machen scheint. Das Tannin ist da und verrät, dass der Tropfen durchaus noch ein paar Jahre – wenn nicht sogar ein Jahrzehnt – durchhalten und viel Freude machen wird. Aromatisch sind Schiefer, Asphalt und eine Spur Vulkangestein im Hintergrund wahrnehmbar.

 

Der Monfiorato ist ein Wein, der in einer wunderbaren und für mich noch nicht wirklich bekannten Transzendenzwelt lebt. Ich verorte ihn von seiner Wesensart her irgendwo zwischen dem Ruchè [ebenfalls aus dem Piemont aber mit viel mehr Blumigkeit] und den kühlen und zurückhaltenden Nebbiolos aus dem Valtelinna [Veltlin aber mit viel mehr Tannin]. Dieser Tropfen ist ein toller Wein: Zwischen Babe und Beauty.



«DIE WUNDERMACHER»

Keller am See, Sauvignon Blanc, 2016

 

Weinverkostung: 16. Februar 2018

Herkunft: Schweiz, Bielersee

 

N: Reife Zitrone, Gras, Heublumen

G: Stachelbeere, Birne, grüner Apfel

WF: 8.0|10.0 [guuuter SB]

 

Preis: CHF 24.-

Bezugsquelle: Keller am See

Kommentar: Es gibt Weingüter, die bringen Dich in die Spur. Da trinkt man also seit dem zarten Alter des beginnenden Stimmbruchs [quasi] keinen Rosé mehr und kann mit Sauvignon Blanc nicht viel anfangen. Dann besucht man im reifen Alter per Zufall das Weingut

Keller am See und ist geläutert. Christian Dexl und Anja Mathys können offenbar Wunder vollbringen.

 

Als wir im wunderbaren Garten am See, dem Bielersee, gleich neben dem Keller, also dem Weinkeller, sassen und die Weine des jungen Weinguts verkosteten, war für uns alle schnell klar: Der Sauvignon Blanc ist ein besonderer Bursche. Mir gefiel insbesondere der «keinwahrnehmbare-Brennesselduft». Jeder der als Kind mehr als zwei Mal in einen Brenesselbusch gefallen ist, sollte mich verstehen... Noch Fragen?

 

Der Sauvignon Blanc von Christian und Anja ist in der Nase irgendwie «ohrenbetäubend». Ausgeprägte laute Aromen nach reifen Zitronen, grünen Äpfeln, frisch gemähtem Gras und [lustig!] getrockneten Heublumen. Am Gaumen sehr feine doch prickelnde Säure, tolle cremige Viskosität – ohne dass er breit oder burschikos wirkt – sowie Stachelbeeren und Birnensirup. Der Abgang ist relativ lang und begleitet von exotischen Düften. Ein cooler Zechwein.

 

Wäre das Weingut nicht so jung wie es tatsächlich ist [2 Jahre oder so...], wäre man versucht zu glauben, dass hier einer seeeehr lang an der richtigen Formel für einen tollen Sauvignon Blanc vom Bielersee getüftelt hat. Andererseits hat das dynamische Duo Dexl/Mathys aber eine handvoll tolle Winzer in der Nachbarschaft, die sie sich vielleicht zum Vorbild nahmen. Und mit den ersten beiden Jahrgängen bereits gleichzogen. Obach, my friends – da gibt‘s seit kurzen einen KELLER AM SEE!



«FORGET JANUARY»

Um das Januarloch zu füllen braucht es guten Wein und ebensolche Menschen, um ihn gebührend zu vernichten. Also, den Monat Januar und den Wein. Zur sehr schmackhaften Tavolata im Restaurant «Zum Alten Löwen» in Zürich g(en)ossen wir die vier folgenden Tröpfchen blind (ein).

 

FRANK JOHN, RIESLING, 2015

Zu einem mittlerweile guten Bekannten wurde mir dieser Riesling. Letztes Wochenende erst durfte ich zusammen mit Sebastian John [himself!] Fassproben und den neuen Jahrgang 2016 des erwähnten Tropfens verkosten. Es ist ein stiller und feiner Wein. Im Vergleich zu anderen Rieslingen, die in ihrer Jugend quasi mit dem Rasiermesser die Geschmacksknospen bearbeiten, ist dies ein echter Schmeichler. Als würde er derzeit schlafen, offenbart er aktuell lediglich seine feinen Säuren. Die kreidige Mineralität ist zurückhaltend und will gesucht werden. Das Nasenbild verwollständigt ein Schuss grüner Apfel und der Hauch von Weinbergpfirsichen. Am Gaumen folgt dezentes Volumen mit an Kalk und etwas Brotrinde erinnernde Noten. Der Abgang ist von mittlere Länge, sehr konziliant und unheimlich still.
WF: 8.0|10.0 [sleeping beauty]

 

BRUNELLO DI MONTALCINO, PODERE LE RIPI, LUPIE SIRENE, RISERVA, 2008

Nun gut. Sagen wir es, wie es ist: Ich liebe Sangiovese. Ich mag aber keinen Montalcino! Die animalischen Noten, die Stalligkeit von einem komplett überfüllten Tierunterstand und weitere Aromen [die für mich nicht in Wein gehören] hielten mich bisher davon ab, Brunellos in den letzten Jahren auch nur ansatzweise in meine Nähe zu lassen. Heute bekam ich eine der ersten himmlischen Ausnahmen seit langen wieder ins Glas. Der Wein, welcher von der Illy-Familie produziert wird, ist bereits aus nasaler Distanz ein Edelmann. Unglaublich feine, ja fast schon zärtliche Noten nach Flieder, Kirschen und hintergründigem Teer. Am Gaumen, sagenhaft warmes und blank poliertes Tannin. Ein echter Sangiovese-Meister!
WF: 9.0+|10.0 [maestro furioso]

VALDONICA, BACIÒLO, RISERVA, 2012
Letzten Herbst war es mir vergönnt den ersten Valdonica überhaupt zu trinken. Den «einfachen» Saragio des gleichen Jahrgangs. Nach dieser überraschend finessenreichen und irgendwie «pinotesquen» Erfahrung, beschloss ich mir ein Paket der Weine zu beschaffen. Beinahe zwei Monat, ein paar eMails und viele Nerven später, waren sie endlich im Keller. Meine Erwartung zum Riserva war, einen Wein zu verkosten, der eher tänzelnd, elegant und trotzdem tiefspurig sein sollte. Es kam aber anders. In der Nase hätte es für mich zwischen Libanon und Australien alles sein können. Nur keine Toskana. Ganz viele exotische Aromen. Nelken, Zimt, Kardamom, Sternanis und etwas Alkohol. Am Gaumen noch deutlich wahrnehmbarer edler Holzeinsatz und viel Dichte. Schwarzkirsche, Rosinen und Dörrpflaumen. Ein Wein der in frühesten 5 Jahren wieder angefasst werden sollte. Ob er dann «in balance» sein wird, ist derzeit schwer zu sagen.
WF: 8.0|10.0 [young at heart]

 

FONTODI, FLACCIANELLO, 2013
Ein ordentliches Kraftpaket ist dieser 2013er Flaccianello. Vor einem Jahr durfte ich den Wein bereits mal verkosten und empfand ihn nach einer Beatmungsphase von mehreren Stunden als grosses Gaumenkino. Er kam einem Göttergetränk gleich. Heute hatte er es - als quasi frisch dem Barriqueleib entrissenes Baby - nicht einfach. Man könnte hier jetzt ganz viel in ihn reininterpretieren. Fakt ist, dass er unheimlich zugenagelt war. In der Nase gebündelte Teeraromen, schweres Cassis und Brombeeren. Diese nachdrückliche Leichtigkeit die in meiner Erinnerung schlummerte, war nicht auszumachen. Am Gaumen zwar eine mächtige aber gut strukturierte Tanninsäule. Die Säure wiederum lässt erahnen, dass mit ein paar Jahren Alterung [oder ein paar Stunden Belüftung] alle Elemente den richtigen Schmelzpunkt finden werden.

WF: 8.5|10.0 [Potenzial für deutlich mehr]

 

An dieser Stelle ein Dankeschön an die coole Crew des Restaurants «Zum Alten Löwen» und die weiteren Musketiere René, Markus und Lorenzo!



«JOJ – JUDGEMENT OF JOY»

Markus Molitor, Pinot Noir Brauneberger Mandelgraben, 2009

 

Weinverkostung: 31. Januar 2018

Herkunft: Deutschland, Mosel

 

N: Sauerkirsche, Himbeeren, kalter Rauch

G: Schiefer, feurig, schneidende Säure, tolles Tannin

WF: 9.0|10.0 [erregender Wein]

 

Bezugsquelle: Vinexus CH | Lobenbergs DE

Preis: CHF 37.50 | EUR 27.50

Kommentar: «Joj» ist ein Lebensgefühl. Ein Ausruf. Ja, eigentlich eher ein emotionaler und sprachlicher Auswurf, der in drei Buchstaben verpackt ist. Er wird im östlichen adriatischen Raum vielfach benutzt um Erstaunen, Zufriedenheit, Schreck oder aber auch gern um sexuelle Ekstase auszudrücken. Freude und Verzückung also, die sich uns in vielerlei Form im Leben zeigt.

 

Genau dieses mit Seufzen unterlegte Wort entglitt mir, als wir 2015 auf dem wunderschönen Weingut von Markus Molitor ENDLICH den ersten Rotwein von der Mosel im Glas hatten. Nach drei Tagen entweder übersäuertem oder überzuckertem Magen* fanden wir bei Markus die Rettung: Joj, Rotwein! Welch Rotwein!!!

 

Es war uns zu Beginn der Reise an die Mosel nicht ganz

klar, weshalb in einem Weingebiet in dem Millionen Flaschen Rotweine aus Chile, Südafrika, Südamerika, Italien und sonst überall her von Grossabfüllereien auf die Flasche gebracht werden, selbst kein Rotwein produziert wird**. Der Grund ist einfach: Damit die Zicke Pinot Noir an der Mosel reifen kann, braucht sie die besten Lagen. Diese sind aber für die Treppchen, Tröpfchen, Doktoren und Uhren reserviert. Ist der Winzer also Rotweinliebhaber und kein bischen Ökonom, pflanzt er an diesem speziellen Hang – wo sonst allenfalls TBA‘s für mehrere Hundert Euronen pro Flasche produziert werden könnten – Pinot Noir an. Dieser ist dann bestenfalls Durchschnitt im internationalen Vergleich. Joj, welch Zwickmühle!

 

Zum Glück ist dies Markus Molitor Wurscht! Er steht auf Pinot Noir. Und wir standen auf seinen Pinot Noir. So verliessen wir nach der Verkostung das Riesling-Weingut mit Rotwein im Gepäck. Und mit was für welchem! Der Pinot Noir Brauneberger Mandelgraben [ein Stern] aus dem Jahr 2009 ist mein diesjähriger Fastenbrecherwein***. In der Nase ist er in meinen Augen ein wahrer Burgunder. Warme Sauerkirschen paaren sich mit zartem Himbeeraromen und dezent kaltem Rauch. Letzteres liesse sich auch mit Basalt oder Zündholz umschreiben. Am Gaumen sehr angenehmes Tannin. Keinerlei Anzeichen von Reife. Nix. Die Säure ist überraschend «schnittig» und damit auch sehr präsent. Die feurigen Noten kommen im langen Schluck noch etwas ausgeprägter zur Geltung. Viel Würzigkeit, weisse Pfeffernoten sowie Schiefer mischen am Gaumen noch kräftig mit. Wäre ich mir sicher, dass die Säure irgendwann mal ins Equilibrium mit den anderen Elementen kommt, wäre sogar ein halber Punkt mehr drin. So oder so: Der Molitor Brauneberger Mandelgraben 2009 ist ein ekstatisch vibrierender und geiler Wein….Joj!!!!

 

*Anmerkung der Red.: Mosel ist ein geniales Weingebiet. Tolle Weissweine für alle Lebenslagen. Aber eine Rotweinwüste. Joj.

**Wo ist der Connex fragt Ihr Euch? Gibt keinen. Ist das jetzt echt wichtig? Ihr könntest in der Zeit schon weiterlesen...

***Januar-Weinfasten. Gab es das vorher? Nö. Wird es das nochmals geben? Mal sehen…



«DER HILLARY-STEP. EIN SHERPAWEIN»

Cicero, Quinten, 2011

 

Weinverkostung: 12. Januar 2018

Herkunft: Schweiz, St. Gallen

 

N: Erdbeer, Himbeer, kaltes Cheminée

G: Zartes Tannin, schöne Säure, Kirschbonbon

WF: 9.0|10.0 [grossartiger Wein]

Kommentar: Dieser Wein ist quasi das «Leichenmahl» eines Weingutes, dass vor nun zwei Jahren das Zeitliche gesegnet hat. Beim Ausverkauf des Kellers liess ich mich nicht zwei Mal bitten und habe mir ein paar Dutzend Flaschen und Spezialformate ins eigene Weinreduit gelegt. Das war – selbst im Nachhinein gesehen – ein sehr guter Entscheid.

 

Der vorliegende Wein des Jahrgangs 2011 war damals aufgrund fehlender Verfügbarkeit, nicht bestellbar. Im Oktober 2017 – bei einer «Cicero-

Remider-Verkostung» – bekam ich die Möglichkeit ein paar der Quinten-Jahrgänge zu verkosten. Eine Offenbarung. Doch vor allem der 2011 haute mich richtiggehend um.

 

Die Lage Quinten am Walensee im Kanton St. Gallen [Schweiz] ist in etwa der Hillery-Step des Weinbaus. Man erreicht den Flecken steinigen Landes lediglich zu Fuss, Bike, Boot, Esel oder allenfalls noch mit dem Helikopter. Alles andere ist nicht möglich. Im Rücken hat man den über 2’300 Meter hohen Churfistenkamm. Vorne den wunderschönen blauen See. Mit etwas Glück und Rückenwind kann man direkt vom Rebberg aus den Kopfsprung in den See wagen. Tragen darum wohl alle Erntehelfer einen Fallschirm?

 

Der Quinten 2011 ist ein stiller Wein. Womöglich kommt dies von seiner sonnigen und previligierten Lage. Mit der dreifachen Wärme der Sonne [im Rücken – Fels, klassisch von oben und im Gesicht – See]. Er hat es nicht nötig von Holz geschwängert zu sein. Auch sonstigen Helferlein sind nicht nötig. In der Nase schwingt viel Reife, Süsse und rote – nicht rohe – Kraft mit. Erdbeeren, Himbeeren und und ein Hauch von kaltem Cheminée sind wahrnehmbar. Das süssliche Element gibt ihm – für mich – eine Art Vosne-Romanée-Frucht mit auf dem Weg.

 

Am Gaumen erschliessen sich einem zuerst feine Rauchnuancen. Es folgen zarte und reife Tannine. Anschliessend macht eine feine und lebendige Säure ihre Auffahrt. Der Abgang ist ein hübsches und feines Kirschbonbon.

 

Wuuuah, zum niederknien...



«MAXIMAL, DER MORIC»

Moric, Blaufränkisch, 2011

 

Weinverkostung: 5. Januar 2018

Herkunft: Österreich, Burgenland

 

N: Zigarre, Fleisch, Leder, Sauerkirschen

G: Stall, kräftiges Tannin, viel Säure

WF: 8.0 [gut mit Potenzial]

 

Bezugsquelle: Martel CH | K&U DE

Preis: CHF 19.50 | € 14.50 

Kommentar: Roland Velich ist ein cooler Typ. Wir lernten ihn als humorvollen «Eisenbeisser» vom Eisenberg kennen. Er hat eine klare Vision und Linie, die er verfolgt. Er kümmert sich gerade mal «nullkommanix» um Trends oder Punkte. Es sei denn, es sind fundierte Meinungen und kommen von seinen Kunden. Er weiss sogar bescheid, über wen seine Weine vertrieben und wo genau sie verkauft werden. Denn seine Tropfen seien Premiumprodukte, die über entsprechende Kanäle in die Keller der Geniesser der

Welt gelangen und nicht irgendwo als Restposten verramscht werden sollen. Roland hat Recht!

 

Als wir vor drei Jahren bei ihm in der guten Stube sassen und er, mit der Stimme eines sizilianischen Paten und leicht verkatert von einer «Vorabendverkostung» im grossen Sessel sitzend, über seine Weine, die Weinwelt und das Burgenland dozierte, da wurde uns schnell klar: Der Mann ist kein Schönwetterprophet. Er erzählt von Tiefe, feinen Säuren, burgundischer Ruhe im Wein und seiner Liebe zu einheimischen Sorten. Zu alldem hat er eine klare Meinung und einen haargenauen Plan wie er seine Ziele erreichen wird. Dies alles geschieht mit einem Maximum an Präzision. 

 

Sein einfacher Blaufränkisch aus dem Jahr 2011 ist eigentlich zu jung um bereits geköpft zu werden. Obwohl die Rebsorte – vor allem als Jungwein – nicht zu meinen favoriserten Trauben gehört, entdeckte ich im Burgenland, dass sie nach mindestens 10 Jahren Reife tatsächlich ihre geradezu feindliche Statur ablegt und zu einem richtigen Charmeur mutiert. Der «Moric Blaufränkisch» ist aber noch nicht so weit.

 

In der Nase in erster Linie Zigarre und viel Wildleder. Was nach Überalterung klingt, ist – subjektiv gesehen – die eindeutige Typizität dieser Traubensorte in ihrer Jugend. Im Hintergrund sind Sauerkirschen zu erahnen. Am Gaumen entfalten sich zuerst viele stallige Aromen, rotes Fleisch und Sattel. Der Tropfen wirkt äusserst karg, versprüht deutlich Säure und untermalt das ganz mit kräftigen und ungestümen Tanninen.

 

Der Moric Blaufränkisch 2011 ist noch mindestens 5 Jahre zu jung um genossen zu werden. Danach bin ich aber ziemlich sicher, dass sich daraus ein toller Wein entfalten wird.



© Copyright weinfanatic 2019