Weinfreunde und weinfanatic geniessen immer wieder einen guten Tropfen. Hier finden sich die dazugehörigen Notizen.
«OUT OF BODY MOMENTS» [Weinbewertung: 29. April 2016]
Ein gutes Essen ist toll. Ein beeindruckendes Mahl in Begleitung von edelsten Weinen ist genial. Ein einzigartiger Abend in Gesellschaft von einem Winzer/Händler
und einem Connaisseur kann dann schon in einem dieser raren Momente enden. Das sind dann Augenblicke in denen man sich fragt, ob die eigene Bemessungsskale genügt, um das Verkostete vernünftig zu
bewerten…Mit dem Maximum von 10 Punkten für den Pingus 2004 befinden wir uns in guter Gesellschaft und fühlen uns ziemlich bestätigt ;-) [Robert Parker 100 Points!].
Essen
Die Weine wurden begleitet von Huhn, Rind und Kalb. Das feingliedrigste Mistkratzerli, zarteste Rindsfilet und das wunderbarste Zürcher Geschnetzeltes westlich des Urals gaben ihr Bestes um zu bestehen.
Dank
Herzlichen Dank an das Restaurant Carlton für die exzellente Bedienung und das formidable Mahl.
«DOGGY STALLION»
The Mascot, Harlan, 2009
Herkunft: USA, Kalifornien
N: Schiefernoten, Heidelbeeren, ätherisch und parfümiert
G: Ungestüme doch engmaschige Tannine, Minznoten, Tabak und Trockenpflaumen
WF: 9.0/10 (ausgezeichnet)
Bezugsquelle: NapaWine
Preis: CHF 105.-
Kommentar: «The Mascot» ist ein exzellenter Wein um den Beginn eines Abends einzuläuten. «Was kümmert mich mein Äusseres, denn ich überzeuge durch meine inneren Werte!», könnte man die Erscheinung des Tropfens bei diesem Blinddate mit dem unwissenden Schreibenden deuten. Diese Interpretation liegt nicht weit von der Wahrheit entfernt. Zumindest in der Nase ist der Wein weniger der Bull Terrier als ein parfümierter Riesenpudel. Üppig, dicht und voller steiniger Noten, welche vor allem nach Schiefer und Graphit ausschlagen. Mit etwas Luft folgen dann noch Heidelbeeren und Brombeeren sowie feine ätherische Aromen. Ein wenig Kohle schwingt ebenfalls mit. Im Gaumen ist «The Mascot» von Harlan ein «Napa» wie er im Buche steht. In erster Linie mal ein Tannin-Fighter! Kräftig, ungestüm und wie ein junger Hengst, der im Frühling zum ersten Mal aus dem Stall auf die saftigen und mit Stuten bespickten Wiesen der kalifornischen Prärie entlassen wird: Er schlägt nach allen Seiten aus. Die Tannine sind dicht gepackt, edel und zerren in einem Strahl – der an beiden Seite messerscharf zu sein scheint – am Gaumen. Sie sind von kräftiger jedoch guter und sauberer Struktur. Die Textur des Weins ist engmaschig gewoben und zeigt keinerlei Schwächen. Minze, Drehtabak und etwas dunkles Dörrobst – vor allem Zwetschge – drängen sich in den Vordergrund. Die Säuren sind von angenehmer aber ausgeprägter Natur.
Der Winzer und Gutsbesitzer am Tisch meinte die Reben seien wohl kaum älter als 3-4 Jahre. Dies mache den Wein noch etwas ungestüm und fast nicht zu bändigen. Er hat recht. Das erste Release des Weins war im Jahr 2008. Ein sehr toll gemachter Jungspund der trotz seiner Unbändigkeit überzeugt und eigentlich nicht viel Luft nach «oben» lässt.
Anfangs Juni wird weinfanatic an einem ausgedehnten und erlesenen Napa-Tasting teilnehmen. Wir werden sehen, ob dabei allfällige Gräben nach «oben» zu erschliessen sind.
«TROPFENZAUBER»
Pingus, Dominio de Pingus, 2004
Herkunft: Spanien, Ribera del Duero
N: Schwarze reife Kirschen, cremig dicht, eingekochte dunklen Waldbeeren, Schokolade
G: Extrem edel, Pfefferminz, Eukalyptus, Lakritz
WF: 10/10 (O-o-B Moment)
Bezugsquelle: Arvi | Casa del Vino
Preis: CHF 1’300.- (2004) | CHF ~800.- (jünger)
Kommentar: Nach «The Mascot» betritt man mit dem «Pingus» nun wahrlich eine andere Welt. Zugegeben: Eine Nacht Schlaf brauchte es schon um die Endorphine-Welle, die einen umspülte und lange trug, zu Ende zu reiten. Doch auch nach Ruhe, Besinnung, Abstand und Respekt vor der eigenen Benotungsskala ist es nicht ganz übertrieben zu sagen, dass man beim Genuss des Weins eine fast schon übersinnliche Macht spürte. Nicht oft kommt es vor, doch manchmal sind sie unvermittelt da: Diese «Out-of-Body-Momente» im Leben. Genau dies hat man, wenn man den Pingus 2004 kostet. Diesen Wein kann man in ganz kleinen und feinen Schlucken zu sich nehmen. Doch die Geschmacks- und Aromen-Explosion ist immer gleich mächtig. Ein Parfumeur in Gestalt von Peter Sisseck ist hier wohl am Werk gewesen. Als ob er alle edlen und schönen Aromen die ihn umgaben zum perfekten Duft und zur genialen Aromatik vereinen konnte. Diese Formel dann in tausendfacher Ausführung tröpfchenweise herstellte und locker aneinandergeklebt in grössere Flacons in Form von Weinflaschen abfüllte. Jeder einzelne dieser Tropfen ist rund und kompakt. Er ist aromatisiert mit dunklen und edlen Kirsch- und Beerennoten.
Im Glas gibt der Wein scheinbar nie ab und verändert sich auch nicht gross wenn er [wie die eigene heruntergeklappte Kinnlade] etwas länger dasteht. Er wirkt poliert, geschliffen und funkelt im Glas. Licht und Schatten, Geschmeidigkeit und Power, Dichte und Komplexität, Kraft und Harmonie – alles ist da. In Hülle und Fülle. Alkohol ist mit fast 15 Volumen reichlich vorhanden. Doch zusammen mit den Tanninen und der Säure bildet er eine verwobene Einheit, sodass man diese Ummantelung nicht wirklich zu durchschauen oder sezieren vermag. Selbst Minuten nach dem letzten Schluck sendet er noch Aromen aus, dass man meinen könnte, gerade wieder davon gekostet zu haben. Blind degustiert, wäre es schwierig gewesen ihn geographisch klar irgendwo einzuordnen. France? España? Italia?…am ehesten vielleicht «Phantasia».
«NUN EIN GOLDENER STERN AM FIRMAMENT»
Zlatan Plavac Grand Cru, Zlatan Otok, 2008
Weinbewertung: 23. April 2016
Herkunft: Kroatien, Dalmatien (Insel Hvar)
N: Heidelbeere, trockene Feigen, Nelken, Zedernholz, Minze
G: Weich, kräftig, rundes Tannin, Schwarztee, Balsam, Eukalyptus, feinste Rauchigkeit
WF: 9.5/10 (aussergewöhnlich)
Bezugsquelle: Jadrovino (DE) oder Vallis Aurea (CH)
Preis: EUR ~35
Kommentar: Etwas unbemerkt von der globalen oder internationalen Weinszene ist vor Kurzem ein Leuchtturm und eine Führungsfigur der kroatischen Winzerzunft von uns gegangen. Zlatan [der Goldene] Plenković ging viel zu früh und unerwartet. Zu seiner Hinterlassenschaft zählen natürlich seine Weine. Hauptsächlich stammen sie von der schönen Insel Hvar. Doch neuerdings ebenfalls vom Festland aus der Region südlich von Split. Seinem unermüdlichen Wirken sind Fortschritte in der Weinerzeugung, Qualität und – nicht minder wichtig – dem allgemeinen Renommee des kroatischen Weins zu verdanken.
Sein menschlicher Antlitz ist leider von uns gegangen, doch die ungemeine Strahlkraft seiner Weine wird uns zum Glück weiterhin erhalten bleiben.
Das «grösste» und eindruckvollste önologische Monument, welches Zlatan hinterlässt, ist ein Wein dem er ganz unbescheiden das Label
«Grand Cru» verpasste. Er durfte das und er hatte recht: Es ist ein Wein von wahrer majestätischer
Grösse.
Der Tropfen ist keine Interpretation eines allgemein bekannten «Grand Crus» aus Bordeaux oder dem Burgund. Das war wohl nie sein Ziel und das versuchte er auch gar nicht zu erreichen. Es war ganz einfach sein «Königswein». Die Trauben dazu stammen aus den höchsten Insellagen oberhalb des ehemaligen Piratennests «Sveta Nedjelja». Die Ertragsreduzierung, die kargen Böden, die adriatische Sonne und die heilsbringenden Winde tun ihr Werk und bilden daraus die Basis für dieses Meisterwerk. Ganz jung ist er mächtig, dunkel, kräftig und tanninreich. Ein dalmatinischer Stier quasi. Lässt man ihm etwas Zeit, wird er zu einem Schmeichler mit Finesse, Rückgrat, Mehrschichtigkeit und extremer Länge.
Der im Glas schlummernde Zlatan Plavac Grand Cru 2008 wurde noch vom Meister selbst vinifiziert. Sein Vermächtnis wiegt sich wahrlich gigantisch in Glas. Die 15 Umdrehungen sind nicht spürbar. Die Farbe ist nicht deckend und reicht von Baccararot bis hin zu leichten Kupferreflexen. Im eingeschenkten Glas sind einige Aromen aus einer Distanz von bis zu einer Armlänge wahrnehmbar. Heidelbeere und Hagenbutten wechseln sich ab mit Feigen und Nelken. Doch auch Zedernholz und feine Ankläge von Leder betören richtiggehend das Riechorgan. Welch schöner Duft. Ein wenig balsamisch und minzig ist er ebenfalls. Es läuft einem im wahrsten Sinne des Wortes das Wasser im Mund zusammen. Umspült man endlich den Gaumen mit dem Preziosen, kommt zuerst seine unglaubliche Weichheit zum Vorschein. Natürlich ist er noch kräftig, doch das Tannin ist rund, kompakt und man schreit innerlich förmlich nach dem nächsten Schluck. Er ist präzis, to the point und nie langweilig. Eukalyptus, leichte Rauchigkeit und ein betörender ausserordentlich langer Abgang mit Schwarzteenuancen tragen das ihre zu diesem ekstatischen Zusammenspiel bei. Minuten nach dem letzten Schluck küsst der Grand Cru den in sich gekehrten und träumenden Weinliebhaber nochmals aus seiner Apathie wach. Perfekt.
Manchmal sah man ihn emsig in der zum Weingut dazugehörigen Marina «Bilo Idro» [weisses Segel] strammen Schrittes herumgehen und nach den Rechten sehen. Mit dem braunen Schnauzbart und seinem Gang hatte er etwas «Bäriges und Gemütliches» an sich. Trotz den vielen, vielen nationalen und internationalen Auszeichnungen, blieb Zlatan stets er selbst. Er setzte vor langer Zeit sein grosses Segel, wollte Neues entdecken und die Welt erobern. Dies hat er erreicht.
Die Sonneninsel Hvar hat ihren Leitstern verloren. Doch das was er ihr hinterlassen hat, wird stets goldig vom Firmament scheinen und die nationale Weinmacherkunst weiterhin nachhaltig beeinflussen. Wir werden ihn vermissen.
«VIGORELLO IN UNHEILIGER ALLIANZ»
Vigorello, San Felice Agricola, 2008
Weinbewertung: 14. April 2016
Herkunft: Italien, Toskana
N: Süsslich, dicht, Pflaumenkompott, Peperoni, Graphit
G: Fokussiert, dichte Noten, Schokolade, Zwetschgen
B: 9.0 (sehr gut bis ausgezeichnet)
Bezugsquelle: Flaschenpost
Preis: CHF 43.50
Kommentar: Um sich gut auf einen Toskana-Trip vorzubereiten, sollte man sich wiedermal in die Materie «hineinknien». Deshalb der Wunsch nach einem Tropfen, der im Optimalfall anbetungswürdig sein könnte. Man nehme also einen Hochgelobten!
Der Vigorello von San Felice ist kein typischer Vertreter aus der Region Chianti. Nach eigenem Bekunden des Produzenten soll er jedoch der wahre und absolut erste «Supertoskaner» sein. Ok. Dass Antinori dies vom Tignanello behauptet, wissen wir ja auch schon. Wer noch? Bitte hinten anstellen... Seit ein paar Jahren überlesen wir für gewöhnlich dieses penetrante Wort. Es ist mittlerweile irgendwie auch bedeutungsleer. Ausser, dass der geneigte Geniesser weiss, dass der Wein noch anteilig wohl Cabernet Sauvignon, Merlot und/oder Petit Verdot drin haben könnte.
Das Ganze ist dann zumeist noch gesegnet mit einem stolzen Preis. Eine unheilige Allianz also. Der Zusatz ist beim Vigorello insofern ebenfalls nötig, als dass die Flasche so altmodisch daherkommt, dass man meinen könnte, sie habe beim Transport das Chianti-Körbchen verloren und wäre quasi «unten-ohne». Wir wissen also: Hier ist eine Interpretation eines Bordeaux im Glas. Aber Achtung: Was für eine!!!
Das Weingut San Felice hat unendlich viel önologisch, geschichtlich und landschaftlich Monumentales zu bieten. Sein «Poggio Rosso Riserva» zum Beispiel ist etwas vom Besten was unter dem Label «Chianti Classico» produziert wird. Der Weiler San Felice besteht seit über 1 000 Jahren und wird wohl noch da sein, wenn das Anhängsel «Supertoskaner» definitiv alles zeitliche gesegnet hat. Das Weingut ist eingebettet in eine toskanische Landschaft die nur ein Gefühl hervorruft: «bleibweh».
Der Vigorello ist mit Cabernet Sauvignon, Merlot und Petit Verdot ein klassischer Bordeaux- Verschnitt. Die erste Flasche des Jahrgangs 2008 – vor drei Jahren verkostet – war eine herbe Enttäuschung. Ungehobelt, breit, pflockig und bockig. Doch nun wirkt er bereits in der Nase schon edler, gereifter und besser. Zu Beginn süssliche Aromen. Dicht und vielschichtig. Zuerst Pflaumenkompott gepaart mit den üblichen Anklängen von reifen grünen Peperoni. Etwas Graphit, Schiefer oder Bleistiftmine. Dekantiert zeigt er sich später in einem «bräunlichen» Kaffee- und Zigarrenkleid.
Auf dem jungfräulichen Gaumen herrschen zuallererst kräftige Tannine nach Belieben. Nicht penetrant, grobschlächtig oder ungestüm. Vigorellos «Tannin-Backbone» ist maskulin. Zieht, breitet sich aus und giert förmlich nach Essen. Die Verbindung mit mediterranen [heimischen] Speisen züchtigte und machte ihn zahm sowie geschmeidig. Er ist ein fokussierter und ziemlich präziser «Bordeaux» – pardon – Toskaner. Dies trotz der dichten Noten. Er ist lecker, balsamisch und animiert – mit seinen etwas später auftretenden Anklängen nach Schokolade, ein bisschen Leder und blauen Beeren und Früchten – dazu weiter zu trinken. Zug um Zug. Bis Flasche leer…
Wir können uns vorstellen, dass der Vigorello wohl in zwei bis drei Jahren seinen Höhepunkt erreichen und dann langsam in die ewigen Weingründe weiterreiten wird. Die erwähnte unheilige Allianz ist beim Vigorello nicht negativ zu werten. Der Tropfen macht Spass. Vielleicht auch weil der Versicherungskonzern dem das Weingut gehört, seit geraumer Zeit richtig viel Geld in die Hand genommen hat, um San Felice Stück für Stück und Schritt für Schritt nach vorne zu bringen. Die Freude auf die Chianti-Region ist deutlich gestiegen.
PS1: Der Zwerg neben dem Vigorelle ist ein lokaler Chardonnay [Ums Eck. Und dann links.] der den Gaumen mit seiner frischen Säure zuerst ein wenig malträtiert und aufkratzt um ihn dann kurz darauf mit seiner Buttrigkeit wieder geschmeidig zu schliessen. Herrliches Gaumenpetting.
PS2: Stay tuned for Montegrossi, Brancaia, Fonterutoli, Ama, Fontodi, Volpaia, Montevertine und wohl andere…
«VALLE DE UCO: ARGENTINIAN WILD WILD WEST»
Numina, Syrah | Cabernet Franc, Salentine, 2012
Weinbewertung: 8. April 2016
Herkunft: Argentinien, Mendoza
Syrah
N: Tabak, dunkle Schokolade, eingekochte Heidelbeere
G: Kraftvoll, Dichte, leicht rauchig, speckig, exotische Gewürze, frische Säure
Cabernet Franc
N: Düster dunkel, Kirschmarmelade, Steinboden
G: Kräftig, junge ungestüme Tannine, viel Vanille und Kirsche
WF: 8.0 (gut – beide)
Bezugsquelle: Zweifel Weine
Preis: CHF 29.80
Kommentar: Zwei ziemlich neue Schwesterweine eines der schönsten Weingüter in Argentinien. Gelegen im Vale de Uco. Das «Tal» ist weit und für menschliche Massstäbe nicht wirklich wahrnehmbar. Die ersten Kordilleren erheben sich in unmittelbarer Nähe und türmen sich dann zu den wahnsinnig schönen Anden mit dem majestätischen Aconcagua im Hintergrund. In der Ferne glitzert das ewige Eis. Darunter flackert die Landschaft in der Hitze des Tages. Am Horizont vermischt sich das satte Grün der Rebberge mit dem Kupfer der vordersten Hänge des Gebirgen. Eine Szenerien wie aus einem Sergio Leone Film: Spiel mir das Lied vom Tod, baby.
Das Weingut Salentine ist eingebettet in dieses monumentale Stilleben. Aus der Ferne wirkt nämlich alles ruhig, menschenleer und nur der leichte Wind zieht über die Landschaft. Doch aus der Nähe ist alles viel emsiger. Dutzende Weingüter – zum Teil zu wahren Palästen ausgebaut – teilen sich diesen Flecken des Paradieses. Im Vale de Uco befindet sich Salentine in äusserst guter Gesellschaft. Grosse Namen der argentinischen Weinlandschaft haben hier entweder
Ableger oder direkt ihre Bodegas hingestellt. Kommt man endlich und etwas «zerfahren» aus Mendoza bei Bodegas Salentine an, möchte man am liebsten für immer bleiben. Das extrem gute eigene Restaurant, die schönen Suiten, das weite Land und nicht zuletzt die hervorragenden Weine erschweren jede Weiterreise. Heiratswilligen kann die gutseigene Kapelle empfohlen werden. Das erstklassige Essen, die schönen Berge und die önologische Begleitung für die Flitterwochen ist ja bereits vor Ort.
Die Premium-Linie von Salentine heisst Primus und kann durchwegs empfohlen werden. Der Chardonnay, Malbec, Merlot und Pinot Noir sind jeweils für sich ein Traum. Hierarchisch gleich darunter kommen die Einzellagen-Weine und die [neue] «Numina»-Linie. Zur Zeit des vor Ort Besuchs gab es nur «Numina Gran Corte». Ein klasse Cuvée aus Malbec, Cabernet Sauvignon, Merlot, Cabernet Franc und Petit Verdot. Heute nun werden zusätzlich noch Syrah und Cabernet Franc [gerade im Glas] einzeln ausgebaut und angeboten. Aus der Basislinie [Reserve] kann vor allem der Malbec jedem Fernweg-Südamerikaner ans Herz gelegt werden.
Zugegeben, der Numina Gran Corte ist einer der Lieblingsweine des Autors. Egal zur welcher Gelegenheit oder in welchem Gemütszustand: Der Gran Corte schafft immer Lichtblicke. Die Aufteilung bzw. Mehrung des Numina zur Linie ist in unseren Augen etwas gewagt. Sowohl der Cabernet Franc wie auch der Syrah, sind zwar geschmeidige Gesellen und ohne Furcht und wirklichen Tadel. Doch ihnen geht etwas vom Schmelz und der Vielschichtigkeit des Ur-Cuvée verloren. Es fehlt ein wenig die ungestüme Persönlichkeit [CS, Merlot, CF, PV lassen grüssen] des Gran Corte.
Der Syrah ist in der Nase und am Gaumen am ehesten mit Kraft und intensiven Aromen zu beschrieben. Der Cabernet Franc ist in der Nase zappenduster und schwört Kirschmarmelade und einen nass-warmen Steinboden herauf. Beide sind dicht und kompakt. Der Syrah ist im Gaumen mit ziemlich viel exotischen Gewürzen gesegnet und einem Schwarzteeabgang, dass es sich gewaschen hat. Er ist ganz gut, aber damit hat es sich auch schon. Der Cabernet Franc weist viele junge Tannine und die eine oder andere Schippe geschmeidiges Vanille auf. Dass wir unsere Gläser bei einem Gran Corte aus der Hand legen oder geschweige vergessen, kam bisher nie vor. Beim Syrah und Cabernet Franc hingegen schon. Es mag etwas unfair scheinen: Denn, wir beurteilen die beiden Numina-Sprössling im Wissen um die Existenz des Gran Corte und vor allem in Kenntnis der Primus-Linie. Da sind sehr viel mehr sublime Kraft, Eleganz und Durchdringlichkeit vorhanden.
I cry for you, Argentiiina!
PS: Nicht unerwähnt darf an dieser Stelle der grosse «Gaucho» von Salentine bleiben: Gran Callia. Vom Schwesterweingut in San Juan produziert und in der Preisklasse bis €50 wohl das Beste auf dem Markt was aus Südamerika kommt. Doch dazu ein andermal mehr.
«EINER DER FUNKELT UND NICHT VERGLÜHT»
Kloster Sion Réserve, 2010
Weinbewertung: 3. April 2016
Herkunft: Schweiz, Aargau
N: Süss, stoffig, üppig, Erdbeeren, etwas Rahm
G: Cremig, warm, mundfüllend, schöne Säure, perfekte Tannine, Hagenbuttenabgang
B: 9.0 (ausgezeichnet)
Bezugsquelle: Direkt ab Weingut
Preis: CHF 32.-
Kommentar: Es gibt viele Gründe Burgunder zu lieben. Einer davon ist die unnachahmliche Eigenart der Traubensorte Pinot Noir ein wahrer Schmeichler zu sein. Ein anderer Grund könnte sein, dass die Weine ihre Kraft, Eleganz, Geschmeidigkeit und das eigentliche Spektrum an Aromen aus der «Tiefe» generieren und [fast] nie Bluffer oder Terminatoren sind. Sie sind filigran, weich, vielschichtig und irgendwie aristokratisch. Es sind Weine für Geniesser und Menschen, die Muse haben den Preziosen die Möglichkeit zu geben, mittels Feinheit ihr Wesen zu offenbaren.
Ein Wein der dies alles auszudrücken vermag, ist der «Königswein» Kloster Sion Réserve des Weinguts zum Sternen. In Europa, kennt man - was Schweizer Wein betrifft - fast nur einen Namen: Gantenbein. Dann wird es recht schnell sehr dünn was den Bekanntheitsgrad weiteter Weingüter angeht. Gantenbein verdient dieses Renommé durchaus [dazu in Form einer Vertikalen ein andermal mehr…]. Doch in Gantenbeins Heimat Graubünden gibt es schon nur in der unmittelbaren Umgebung fast ein Dutzend Weingüter die in der gleichen Liga spielen. In gewissen Jahren sogar noch besser sind als Ganti… Geographisch etwas weiter nordwestlich liegt der Kanton Aargau und eines der besten Weingüter der Schweiz: Weingut zum Sternen. Mit Hotel, Restaurant, Rebschule und Weingut ist es fast schon ein Konglomerat der Familie Meier. Seit 550 Jahren in Familienbesitz. Wenn das mal kein geschichtlicher «Run» ist…
Kloster Sion Réserve ist unseres Erachtens ihr bester und edelster Wein. Den 2010er würden wir in der Nase noch nicht zu den altersmässig fortgeschrittenen Tropfem zählen. Im Gegenteil: Er ist süsslich und weich in der Nase. Samtig und stoffig wirkt er. Eine richtiggehende Wand von Erdbeeren und Himbeeren baut sich im Glas auf. Ein wenig Rahm vibriert ebenfalls mit.
Im Gaumen geht das «stoffige» in eine wunderschöne Crémigkeit über. Der Wein ist mundfüllend, warm und hat eine wunderbar enggewobene und weiche Tanninstruktur. Die Säure ist spürbar, gibt ihm aber noch die nötige Frische und lässt ihn noch verhältnismässig jugendlich wirken. Im Abgang hallt er ewig lang nach. Aromen von dunklen und reifen Kirschen und vor allem Hagenbutten begleiten den Geniesser in Gedanken.
Allen – welche den Wein nicht kennen – sei hier an dieser Stelle ein Vergleich zum Gantenbein wärmstens empfohlen. Das Weingut zum Sternen hat mir ihrem «Kloster Sion Réserve» einen Wert geschaffen, welcher jedes Jahr aufs Neue zu überzeugen vermag. Es ist nicht einfach eine Sternschnuppe, sondern eine permanente Erscheinung am Weinfirmament.
«DER SCHÖNE UND DAS BIEST» [Weinbewertung: 27. März 2016]
Ein absolut konträres und irgendwie anstössiges Paar: Einerseits der elegante, reife und äusserlich eher blasse Franzose aus dem Burgund und andererseits die rassige, extrem jugendlich wirkende und fast schon mediterrane Schönheit aus dem Burgenland. Doch Gegensätze ziehen sich bekanntlich an.
Michel Noëllat, 1er Cru, Vosne-Romanée, Beaux des Monts, 2009
Ein edler Burgunder wie man ihn sich vielfach wünscht. Etwas Gleichwertiges findet man oft nur mit dreiteiligen Zahlenangaben. Damit sind nicht 14.0 (Volumen), 0.75 (Liter) oder 2009 gemeint. Nein, ganz offensichtlich ist der dreistellige Preis hier der gemeinte Faktor. Doch bei Michel Noëllat's 1er Cru trifft dies nicht zu. Im Preisrange von ca. € 50.- kriegt man ihn. Natürlich auch ein stolzer Preis. Doch dafür bekommt man ganz viel Gefühl ins Glas. Uns war das Weingut – einen Steinwurf von Clos du Réas entfernt und direkt in Vosne-Romanée gelegen – bis vor wenigen Jahren gänzlich unbekannt. Bis wir mal nach einem Spaziergang und der Besichtigung der Weinberge von Romanée Conti fast schon hinein gestolpert sind. Seither ist es bei jeder Burgundreise ein Fixstern auf der Liste.
Der Premier Cru «Les Beaux Monts» ist in seiner [Burgunder-]Preisklasse ausserordentlich gelungen. Die Parzelle auf der er wächst, grenzt quasi [um den Hügelbogen rum] an die Weinberge von Rommanée Conti. Was natürlich nichts zu bedeuten hat. Es gibt Dinge im Leben, die noch näher aneinanderliegen und trotzdem Gegensätze oder Top und Flop sind. Doch der vorliegende Tropfen ist ohne Umschweife «just great!».
In der Nase ist er richtiggehend parfümiert. Er präsentiert sich in dezentem «Rot». Rosenblätter und Erdbeeren. Alles sehr zärtlich und klassisch. Dazu ist er eher «warm» als kühl. Aber wer sagt, dass Burgunder nur «kühl» zu sein haben?! Eben. Im Gaumen offenbaren sich dann süsse und reife Früchte. Derzeit findet man – trotz der leicht ins Ziegelrot tendierenden Farbe – keinerlei Reifearomen. Der Tropfen befindet sich wohl genau im Zenit zwischen Frucht und Reife. Im Abgang ist er dicht gewoben mit balsamischen Anklängen und wunderbarer Mineralität. Lässt man sich Zeit um den Wein auf sich einwirken zu lassen, belohnt er einen mit einem sehr langen und konzentriertem Himbeernachhall. Puff-puff, paff-paff...wie geil!!!
Herkunft: Frankreich, Burgund
N: Parfümierte "rote" Nase, Rosen, Erdbeeren, weich
G: Süsslich, reif, Himbeerabgang, balsamischer Nachhall
WF: 9 (ausgezeichnet)
Scheibelhofer, Foundation 1983, Grand Reserve, 2009
Erich Scheibelhofer ist ja bekanntlich ein Magier. Was er an Menge, Diversität an Weinen sowie Extrakt und Farbe bei seinen Roten hinbekommt, geht unter keine Kuhhaut. Oder unter keinen Schweinebauch…oder so. Schon der Prädium Cabernet, sowie der Merlot, Syrah und der Jois sind aussergewöhnlich in ihrer Art. Doch der «Grand Reserve» stellt irgendwie alles in seinen teuflisch dunklen Schatten.
Alle Qualitätsweine von Scheiblhofer sind sehr modern «gemacht» und mit vielfach neuem Holz geradezu aromatisiert. Beim Besuch in Andau fanden wir einige durchwegs
ziemlich gelungen. Das Gut ist ein wahrer Weintempel. Als einen Schock oder zumindest als starken Kontrast empfanden wir die generalstabsmässige Organisation der leider wenig individualisierbaren
«Tour». Dies jedoch nur im Vergleich zum vortäglichen Besuch von Hans Schwarz und dem gemeinsamen Hendl-Essen mit ihm und seinen Mitarbeitern. Sehr sympatisch!
Der Grand Reserve ist im Antlitz und in der Nase schwarz wie die Nacht. Ein doppelter Espresso in einer Trattoria in Florenz ist geradezu ein braunes Wässerchen dagegen. Blind würde man in der Nase auf einen fetten Shiraz aus Australien tippen. Neben Kaffee, sind es Brombeeren, Graphit und Vanille welche das Riechorgen komplett zudichten. Im Gaumen dann würde man eine kalifornische Schönheit vermuten: Mit viel Cabernet Sauvignon, neuer amerikanischer Eiche und vielleicht dem geraffelten verkohltem kleinen Zeh des Teufels. So dunkel, undurchdringlich und kraftvoll steht der Tropfen da.
Sollte das soeben Gesagte den Eindruck erweckt habe, dass uns die Sau nicht gefallen hat, so wäre dies eine komplett falsche Auffassung! Der Grand Reserve ist teuflisch gut! Am Tisch stand allen der Mund offen, als aufgedeckt wurde, dass es ein «Austrianer» und nicht Australier ist, der da vor uns dunkel im Glas schimmert. Geographisch ganz nah, doch irgendwie ein Ausserirdischer.
Herkunft: Österreich, Burgenland
N: 2xKaffee, Brombeeren, Graphit, ein wenig Vanille
G: Blaue frucht, seehr dunkel, Peperoni, Mokka
WF: 9 (sehr gut bis ausgezeichnet)
«KARFREITAG: FASTEN YOUR SEATBELT»
Chateau Chasse-Spleen, 2002
Weinbewertung: 25. März 2016
Herkunft: Frankreich, Bordeaux
N: Kaffee, Tabak, Maggiwürze, Peperoni
G: Kräftiges Tannin, schöne Würze, Mokka, gute Länge, Pflaumenkompott
B: 8.5 (gut bis sehr gut)
Bezugsquelle: Gute Weinhändler
Preis: ab CHF ~30.-
Kommentar: Einem Kater gleich schleicht man manchmal im Weinkeller die Regale und Kisten entlang. All die Italiener, Spanier und Schweizer der letzten paar Wochen kommen einem in den Sinn. Aber nein, heute nicht. Es ist Ostern. Fast. Es ist Karfreitag. Fasten. Darum soll es etwas sein, dass die Fleischeslust – die einen genau dann überMANNt – in irgend einer Art und Weise kompensiert. Trotzdem: Das Herum-Geeiere fängt trotzdem von vorne an. Kalifornien? Alentejo? Maremma? Ribera del Duero? Argentinien? No… Bordeaux!
Die offene Kiste Chasse-Spleen 2002 ist immer noch gut zur Hälfte gefüllt. Warum also nicht mal wieder einen Jahrgang versuchen, welcher unter Kennern, Liebhabern und Experten sehr umstritten ist? Nix wie ran. Chasse-Spleen ist ein Weingut, welches – sehr subjektiv gesehen – konstant gute Qualität zu moderatem Preis abliefert. Weiter finden wir, dass Chasse-Spleen ein sehr klassischer Produzent schöner Bordeaux ist. Zusammen mit zwei weiteren Gütern bildet er das Top-Triumvirat der Cru Bourgeois. Noch nie haben wir einen Jahrgang von Chasse-Spleen verkostet der nur fett, platt und ein Blender gewesen wäre. Nein – Souveränität und Stabilität zeichnen es aus.
Der Jahrgang 2002 ist schön gereift. Er wurde dekantiert und hatte für zwei Stunden in der Karaffe ein wenig Auslauf. Die haben ihm gut getan. Die Farbe ist noch satt und hat keinerlei Alterserscheinungen. In der Nase fallen als erstes Kaffeenoten auf. Er wirkt «stoffig». Südlich des Rheins sagen wir, dass der noch «Pfupf» hat. Weil Ostern ist: Der hat quasi «Eier» in den Hosen. Danach gesellen sich ein wenig Bleistiftmine, Maggiwürze und Peperoni dazu.
Im Gaumen fällt zuerst das relativ präsente Tannin auf. Es ist nicht unangenehm. Allenfalls ist es im Zusammenspiel mit den anderen Elementen eine Spur dominant. Der Alkohol ist mit 13 Volumen herrlich tief und fast schon homöopathisch dosiert. Die Säure ist gut und verleiht ihm nach wie vor Frische. Das Gaumenbild ist insgesamt sehr würzig. Mokka und hintergründiges Pflaumenkompott runden alles gut ab.
Lässt man den Tropfen ein wenig auf der Zunge seine Bahnen ziehen, merkt man eine feine Bitterkeit im Abgang. Dies ist wohl dem Jahrgang geschuldet. Doch grünlich, unreif oder unbekömmlich ist er nicht. Es ist ein schlanker und schöner Bordeaux. Dazu aus einem Jahrgang wie es sie fast nicht mehr gibt. Bei den meisten Jahrgängen der letzten 10 Jahre heisst es bei den Primeur-Verkostungen vielfach: «Lass Dich ja nicht blenden». Quasi: Fasten your seatbelt. Denn die schiere Power zieht einem fast die Hosen in alle Ritzen!
«O ENEOoooo MIOoooo»
Eneo, Montepeloso, 2006
Weinbewertung: 23. März 2016
Herkunft: Italien, Toskana
N: Pflaumen, Minze, Tabak, Maggi
G: Waldbeeren, Lakritz, Trockenkräuter, kompakt
B: 9.0 (sehr gut bis ausgezeichnet)
Bezugsquelle: Denz Weine
Preis: CHF ~35.-
Kommentar: Es ist gar nicht so lange her, da fand der stolze Eneo des Jahrgangs 2006 den Weg in unser Glas. Anfang 2016 war er Bestandteil einer grossen Degustation [Link: Vignoble Silvio Denz]. Bereits damals konnte er die meisten an der Tafel ziemlich restlos überzeugen. Vielleicht waren uns die Sinne an diesem Abend etwas von den sagenhaften Péby Faugères und Rocheyron vernebelt. Es bleibt ungeklärt warum wir damals nicht in kollektive Verzückung verfallen sind, als wir ihn verkosten durften. Er war zwar nicht abgeschlagen, aber in den vorderen Rängen war er dann doch auch nicht zu finden.
Aus heutiger Sicht völlig unverständlich: Ein wahres Monument von einem Wein. Den damaligen Befunden – bezüglich seiner aus der Tiefe stammenden Kraft und
generellen Tiefgründigkeit – können wir nichts hinzufügen. Doch heute wirkt er noch knackiger und kompakter, dass man ihn am liebsten in einem Zug hinunterstürzen möchte. In der Nase sind satte
Pflaumen- und Tabaknoten die Platzhirsche. Doch auch balsamisches Minzaroma und ein wenig Maggi mischen die Sache noch gehörig auf. Die Farbe ist trotz den 10 Jahren noch sehr dunkel. Durch die
fehlende Filtration wirkt er leicht trüb und undurchdringlich. Mystisch.
Im Gaumen ist er sehr würzig. Ein Strauss von Trockenkräutern, Gewürzen, Schwarztee und Heu okkupieren richtiggehen den Gaumen. Das Tannin ist straff und unnachgiebig präsent. Doch gleichzeitig ist es von einer balsamischen Weichheit ummantelt. Wüsste man es nicht besser, würde man hier einen guten und satten Bordeaux vermuten. Keinen Schmeichler und Tänzer aus St. Julien. Eher einen kraftvollen Gentleman aus St. Estéphe. Dies ist insofern überraschend, weist der Eneo bloss 10% Cabernet Sauvignon auf.
Wir haben heute den Eneo zu einem vegetarischen, italienisch angehauchtem Essen getrunken. Zum Glück haben wir während des Essens selbst, nur ein Glas geniessen können. Der Rest wurde dann über den Abend verteilt. Es ist jedoch sehr lange her, dass ein Wein so rasch seinen vorbestimmten Weg über unsere Gaumen fand. Er war noch besser, noch strahlender und perfekter als er sich zum Essen präsentierte.
Ein Blick auf ein Wein-App sagt uns, dass der Eneo 2006 spätestens 2016 getrunken sein sollte. Das App wird wohl mit diesem Urteil definitiv den Weg in den elektronischen Papierkorb finden. Der Tropfen wird sicher noch mindestens 5+ Jahre halten und vielleicht sogar noch mehr Freude bereiten. Wobei eine Steigerung irgendwie nicht möglich scheint.
Fabio Chiarelotto hat mit dem Eneo 2006 wahrlich einen grandiosen Wein geschaffen!
«UND ES WARD LUFT! »
Brunello di Montalcino, Castelgiocondo, 2004
Weinbewertung: 19. März 2016
Herkunft: Italien, Toskana
N: Balsamisch, Leder, leicht stallig, Grafit
G: Kräftige Tannine, Schiefer, Rosen, Heu, sehr aromatisch, langer Abgang
WF: 9.0 (ausgezeichnet)
Bezugsquelle: Mövenpick
Preis: CHF ~55.-
Kommentar: Ein «linker Hund»...dieser Castelgiocondo 2004. Mit viel Vorschusslorbeeren und sonst auch einer wahrlich hohen Punktezahl gesegnet, wurde er – im Wissen um seine ungemein kräftige Tanninstruktur – in eine der hinteren Ecken des Weinkellers verbannt. Wartend auf einen besonderen Moment.
Es gibt ja Weine, die hingegen einen Moment zu etwas Besonderem machen können. Bei Brunello ist man sich da irgendwie nie so
sicher. Es gibt ein paar tolle Exemplare die immer schlichtweg genial sind.
Vielfach stösst man aber auf Ausgaben, bei denen man sich fragt, ob zur Reifung des Tropfens noch ein totes Ross reingeschmissen wurde. Pferdestall, Leder und sonstige animalische Noten ohne Ende.
Nachdem der Castelgiocondo etwa 45 Minuten in der Karaffe geruht hatte, pirschten wir uns scheu an die «Lederhaut» ran. Verhaltene Nase. Filigran jedoch mit einer zurückhaltenden und allgemeinen roten Sangiovese-Frucht. Beim zweiten und etwas tieferen Schnuppern Assoziationen mit weit entfernten Tiergehegen. Na, das kann ja was werden. Im Gaumen dann weniger animalisch als vermutet. Im Abgang ein Hauch von Erdbeeren und Veilchen. Ok. Keine krasse Enttäuschung also. Aber so fein und zart!? Sind das jetzt die 95 WS!? Armer Tropf!
Abermals eine halbe Stunde später zu Rindsfiletwürfeln Stroganoff zeigte er dann plötzlich eine andere Seite. Die kräftigen Tannine vermengten sich wunderbar mit dem Fleisch und der [wenig rezenten] Sauce. Schiefer und dunkle Waldbeeren traten in den Vordergrund. Er hatte also die Robe des Zirkusdirektors komplett abgestreift und schwang plötzlich eine breite Fruchtaromenkeule um sich. Tolle Entwicklung!
Im finalen Drittel dieses offensichtlichen Powerplays trumpfte der Castelgiocondo dann nochmals richtiggehend auf. Süsse Mitte in der Nase, Graphit und Schwarzkirschen. Im Gaumen äusserst würzig und aromenreich. Nun auch Rosen und trockenes Heu. Extrem kompakt und präzis im Abgang. Sehr edel, gediegen und äusserst lang. Geiles Ding!
Dass der Tropfen immer besser wurde, könnte man dem einfachen Umstand zuschreiben, dass mit der zunehmenden Menge an «mittelmässigem» Wein, das subjektive Qualitätsempfinden vermeintlich proportional sinkt. Dies kann auf jeden Fall ausgeschlossen werden. Zu sechst haben wir die Magnumflasche genossen. Aufgrund dieser eher «protestantischen» Verhältnisse kann es also nicht die Quantität gewesen sein, die den Castelgiocondo ständig besser machte und er zum Schluss schlichtweg als famos in Erinnerung blieb. It was the air, stupid!!!
«HAND AUFS HERZ – MANINCOR»
Cassiano, Manincor, 2005
Weinbewertung, 16. März 2016
Herkunft: Italien, Südtirol
N: Peperoni, Kirscharomen, frisch, rote Früchte
G: Zigarrenkiste, dunkle Schokolade, steinige Anklänge bzw. feine Mineralität
WF: 8.5 (sehr gut)
Bezugsquelle: Hoferweine
Preis: CHF 33.40
Kommentar: Der Kalterersee – ein Juwel inmitten der wunderschönen Landschaft Südtirols. Doch nicht nur der See zieht einen in den Bann. Das Weingut Manincor – so man es dann mal gefunden hat – ist ein weiterer
herrlicher Blickfang. Es lässt sich sehr gut besuchen und ist bei jeder Südtirol*wein*reise ein wahres Highlight. Modern und als Keil ist es in den sanften Hang gebaut. Die Probierstube oder – um
es im Südtirol sprachlich fair zu verteilen – die «Enoteca» ist herrlich gestaltet.
Die Weine sind Schmuckstücken gleich an der Wand aufgereiht. Man hört sie förmlich den eigenen Namen flüstern.
Ein bezauberndes Weingut hat sich Graf Goess-Enzenberg hier geschaffen. Doch nicht nur das: Manincor ist mittlerweile einer der renommiertesten Produzenten Südtirols. Nicht selten wird es in einem Atemzug mit den grossen Namen der Region genannt. Die seit bald zwei Jahrzehnten fokussierte nachhaltige Arbeit im Weinberg und –keller haben einen qualitativen Monolithen in der norditalienischen Weinhimmel wachsen lassen. Neben dem heute besprochenen «Cassiano» haben uns besonders der weisse «Sophie» [eine Reverenz an die Hausherrin] mit mehrheitlich weich-seidigem Chardonnay und der burgundisch angehaucht-zarte «Mason» aus Pinot Noir überzeugt.
Der «Cassiano» ist ein stiller und eleganter Wein. Ein Verführer und vielleicht ein Verschwörer wie sein römische Namensgeber, der einst mit Brutus zusammen nach Cäsars Leben trachtete [und Erfolg hatte]. Mit nicht weniger als 6 Traubensorten hat man eine Kollaboration auf höchstem Niveau in der Flasche. Im Kern ist er jedoch ein «Bordeaux». Insgesamt 90% der Zusammensetzung teilen sich hälftig auf Merlot und Cabernet Franc. Trotz dieses potenten Gespanns wirkt er nie wuchtig oder kraftgeladen. In der Nase offenbart er – trotz seines stolzen Alters – immer noch deutliche Aromen nach Peperoni, Kirschen und roten Früchten. Er wirkt zudem noch frisch und so als ob er noch locker weitere 5+ Jahre im Tiefschlaf verbringen könnte.
Im Gaumen findet man Anklänge von Steinen und Mineralität. Auch hier herrscht eher subtile Eleganz, Ruhe und hohe Weinmacherkunst vor. Dunkle Schokolade und Zigarrenkiste runden das Aromenspektrum ab. Der Tropfen eignet sich sehr gut, um alleine für sich genossen zu werden.
Wir haben den «Cassiano» parallel mit einem ungarischen Top-Bordeaux-Blend genossen. Hand-aufs-Herz (Man-in-Cor): Er war ebenbürtig!
«ENDE DER DREIFALTIGKEIT»
Jèma, Cesari, 2010
Weinbewertung: 13. März 2016
Herkunft: Italien, Venetien
N: Fleischig, leicht animalische Noten, Leder, saftige Kirschen
G: Gut spürbares Tannin, leichte Alknote, dicht, langer leicht bitterer Abgang
WF: 8.0 (gut)
Bezugsquelle: Direkt ab Weingut
Preis: € ~25.-
Kommentar: Das Weingut ist eigentlich eher für seine Bosan-Linie (Ripasso und Amarone) bekannt. Beide gehören auf ihrer Stufe und in ihrer Preisklasse zu den Besten der Gegend - wie wir finden. 2015 war endlich die Zeit gekommen um dem Weingut einen Besuch abzustatten.
Der Empfang war wunderbar unkompliziert. Die Enoteca selbst ist quasi nur einem Steinwurf vom Lago di Garda entfernt. Die Lage - etwas abseits der grossen Magistrale - schützt es vor touristischem Gross-andrang. Die erste Überraschung war, dass Cesari eine unglaublich breite Palette an Weiss- und Rotweinen herstellt und vertreibt.
Davon ahnt man bei uns eigentlich nichts. Ist man doch stets immer nur mit den Bosans konfrontiert. Die zweite Überraschung ist die, dass das Weingut eindeutig die Zeichen der Zeit erkannt hat und nun eindrücklich einen modernen Weg einschlägt.
Wo sich viele Winzer im Veneto noch immer dem Triumvirat Ripasso, Amarone und Recioto hingeben, traut sich Cesari in andere Gefilde. Ein sanfter und eher stiller Chardonnay wird produziert genauso wie ein echt guter Merlot für weniger als €10. Würde der Tropfen ohne den Zusatz «Veneto» daherkommen, könnte er wohl auch deutlich höheren Preise im Markt erzielen. Nur, viele Kunden erwarten wohl von den Winzern, dass sie die übliche dickliche Ripasso-/Amarone-Brühe zu produzieren haben. Möglicherweise trauen sie (wir!) es ihnen auch nicht zu. Grosser Fehler.
Der Jèma ist aus der im Veneto weitverbreiteten Traubensorte Corvina gekeltert. Er ist deutlich spezieller kostituiert als andere seiner Art. In der Nase ist er fleischig und weist leicht animalische Noten auf. Etwas Leder und Schwarzkirschen gesellen sich hinzu. Im Gaumen schmeichelt das weiche aber spürbare Tannin. Er überzeugt mit grosser Dichte und Geschmeidigkeit. Typisch für Veneto verfügt er ebenfalls über eine (feine) Bitternote im Abgang. Lässt man ihn zu lange im Glas stehen, was bei der Trinklust selten vorkommen dürfte, weist er eine leicht Alknote auf, die aber nicht vorherrschend ist.
Er ist auf keinen Fall ein Schwerenöter. Obwohl er mit 15 Volumen zumidest visuell jeden zu erschlagen droht. Er durchbricht zwar das subjektive obere Alkoholwohlbefinden, ist aber nie penetrant. Das Tannin ist wie erwähnt spürbar da, gibt dem Wein aber ein angenehmes straffes Korsett. Nach längerem Belüften tritt eine Peperoninote in den Vordergrund die an einen schöner Cabernet Sauvignon aus südlicheren Regionen erinnert.
Bei einer Blindverkostung wäre es interessant zu sehen wie viele oder ob ihn überhaupt jemand in Norditalien vermuten würde. Schön, dass es auch in Venetien Winzer gibt, die aus der heiligen Dreifaltigkeit Amarone-Ripasso-Recioto ausbrechen wollen...und auch wissen wie!
«DER GUTE SOHN AUS ELBA»
Bonfiglio, Elba Rosso, Monte Fabbrello, 2009
Weinbewertung: 10. März 2016
Herkunft: Italien, Elba
N: Stoffig, feines Leder, leichte animalische Noten
G: Crémig, weich, relativ präzis, dunkle Früchte
B: 8.5 (sehr gut)
Bezugsquelle: Direkt ab Weingut
Preis: EUR 25.-
Kommentar: Auf Elba wird Wein gemacht?! Natürlich verarbeiten sie auch dort Rebensaft zu einem edlen und schönen Getränk! Dies offenbar sogar seit 3000 Jahren. Nebenbei bemerkt: Es muss vor etwa drei
Jahrtausenden einen «chilly» Seefahrer gegeben haben, der zudem gleichzeitig Weinliebhaber und Weinbauer gewesen ist. Bei seinen Segelturns hat er wohl das ganz Mittelmeer durchpflügt und überall ein paar Reben gesetzt. Denn alle Länder im Mittelmeerraum rühmen sich eine rund 3000 jährige Rebbautradition zu haben. Wer bist Du unheimlicher und weinliebender Skipper?! Du musst wohl Grieche gewesen sein. Doch nun zurück zum Wein… Der Bonfiglio ist wirklich sehr gut geworden.
Er wird nur in den besten Jahren produziert und besteht hauptsächlich aus Sangiovese. In der Nase zeigt er ein ganz klein wenig Reife. Nach nun 6 Jahren auf der Flasche, darf er dies auch ruhig. Die Noten sind aber willkommen und passen sehr gut zu einem delikaten Stück Fleisch. Hier anbieten würde sich zum Beispiel Bistecca Fiorentina. In der Nase ist der Wein dicht. Aromen von dunklen Früchten und leicht verwelkten Rosen verweisen auf eine florale Jugend. Leder und feine sowie bekömmliche Stallaromen zeigen an, dass er die unbekümmerte Fruchtphase wohl bald zur Gänze verlassen wird.
Am Gaumen ist er dann typisch für einen Sangiovese: Lecker, crémig, dunkel ummantelt mit weichen aber noch spürbaren Tanninen. Die ebenfalls noch gut wahrnehmbare Säure gepaart mit dem Tannin wird ihn wohl noch einige Jahre tragen und in Würde altern lassen. Irgendwie wirkt er im Mund sehr kompakt. Fast so als ob man ihn durchbeissen könnte. Die Spannung ist schön. Im Nachhall spürt man die 14 Umdrehungen ganz fein. Er wärmt leicht. In der Liaison mit einem entsprechend guten Essen dürfte dies wohl kaum mehr wahrnehmbar sein.
Eine schöne Horizonterweiterung aus Elba. Danke «Chilly» ;-)
«SCHWARZE SEELE AUF GELBEM FELS…IN DER GIESSEREI»
AN/2, Anima Negra, 2013
N: Kirschen, Waldbeeren, eher filigran und soft
G: Würze, Rosmarin, weich, sehr runde Tannine, geschmeidig, cremig
WF: 8.5 (sehr gut)
Herkunft: Mallorca, Spanien
****
Vom gelben Fels, Riesling trocken, Weegmüller, 2011
N: Gummi, warmer Pneu, Steine, Staub, Schiefer
G: Unglaublich rund, schöne subtile Säure, Limette, Jod im Abgang
WF: 8.5 (sehr gut bis ausgezeichnet)
Herkunft: Pfalz, Deutschland
Kommentar AN/2: Gibt es eigentlich überhaupt jemanden der diesen Wein nicht mag? Wir kennen niemanden. Was natürlich nichts heissen muss. Das Interessante ist, dass – wie wir finden – der Tropfen überhaupt nicht «mainstream» ist und sich trotzdem als «everybody‘s darling» den Rachen runter verabschiedet. Vielleicht liegt es an der Weichheit, der Filigranität und fast schon burgundischen Eleganz die der Wein aus Mallorca (!!) aufweist. Möglicherweise ist es auch einfach die Überraschung die einen überkommt, dass man auf «Malle» solche Klasse bekommt. Egal – er ist geil und macht unheimlich Lust auf den nächsten Schluck oder den grossen «Bruder» Anima Negra... [tbc.]
Kommentar Vom gelben Fels: Weist bereits eine leichten Anflug von Reife auf. Herrliche Riesling-Mineralität. Irgendwie verspricht der Name schon viel. Hält es dann auch ein. Wunderbar grünliche Limetten und feiner Zitronenduft paaren sich da am Gaumen. Doch bereits davor – in der Nase – kommt schon Freude auf: Klare Riesling-Schleuder (im positiven Sinn!) mit gummierten Tönen und einem 360-Grad-Approach. Einnehmende Eleganz allenthalben. So «gegossen» wie der Tropfen wirkt, passt er optimal zur Giesserei, für die er exklusiv produziert/abgefüllt wurde. Toller Wein den es leider entsprechend so auch nirgends zu kaufen gibt. Schaaaade! Aber eine Magnumflasche über die Gasse folgte uns zum Auto… :-)
Die Weine wurden mit der freundlichen Unterstützung des Eventlokals und Restaurants Giesserei in Zürich genossen. Danke für das tolle Essen, die Weinkompetenz und die Möglichkeit die schwarze Seele an den gelben Fels zu schmiegen...
«URBI ET ORBI. DES PAPSTES NEUES SCHLOSS!»
Châteaneuf-du-Pape, Clos des Papes, 2006
Weinbewertung: 2. März 2016
Herkunft: Frankreich, Châteauneuf-du-Pape
N: Betörend, mächtig, klassisch, Garrigue, Lakritze, Leder, Tabak
G: Dichte, konzentriert, schwarzbeerig, feingewobenes Tannin, lang
WF:9+ (himmlisch!)
Bezugsquelle: gute Weinhändler [z.B Riegger]
Preis: CHF ~75.-
Kommentar: Ganz kurz gesagt: Dank einem Entscheid katholischer Würdenträger, ihren Hauptsitz [für einen zeitlichen Wimpernschlag] nach Frankreich zu verlegen, bekam ein Wein für immer die Ehre, einen ganz grossen Namen zu Tragen. Der Papst ging wieder nach Rom zurück und der klangvolle Name blieb der Stadt und dem Wein erhalten. Donnerwetter, Himmel, Herrgott und Sakrament: Wenn das mal kein geiler Deal war!!
Ob der Wein durch den päpstlichen Hedonismus oder deren guten Geschmack qualitativ schon damals ein Sprung nach vorne machte, muss an dieser Stelle offen bleiben. Damals bevorzugten die Päpste offenbar die burgundische Provenienzen. Was aber die heutige Qualität betrifft, so ist sie durchaus bemerkenswert. Es gibt nur wenige Weingebiete die eine vergleichbar homogene und breitgefächerte Palette an besonders guten Weinen bieten. Ob das am päpstlich katholischen Segen liegt? Gut möglich! Entscheidender ist aber das südfranzösische Klima. Die enorme Sonneneinstrahlung, Wärme und die tolle Bodenbeschaffenheit bilden eine wahrlich gut Basis.
Zu dieser fast schon katholischen Dreifaltigkeit gesellen sich trockene Winde. Sie halten alle Plagen bzw. die meisten Krankheiten in Zaum. What a pack!!!
Es herrschen also tolle Voraussetzungen um wahrlich gute Weine zu machen. Ein ganz besonderer Vertreter trägt in seinem Namen sogar den Titel des «obersten» Katholiken bzw. Hirten auf Erden: «Clos des Papes». Ich hatte die Ehre ihm hier und heute quasi «zu begegnen». Obwohl mit Jahrgang 2006 er ungleich jünger als die alten Päpste war, lauschte ich gerne seinen «Ausführungen». Nach einiger Zeit fühlt man sich richtiggehend im Weinhimmel.
In der Nase empfängt er einen mit betörendem Châteauneuf-Duft. Er versucht seine südliche Identität nicht zu verstrecken: Mächtig, tief und komplex! Er zeigt grosse Klasse und zerstreut jeden Zweifel bezüglich dem Geschmack des damaligen Papstes, seinen Sitz nach Avignon zu verlegen. Der «Clos des Papes» ist viel eher ein klassischer Teroir-Wein als ein Modernist. Er will nicht auf Anhieb gefallen. Zudem ist er auch nicht übermässig seidig oder fruchtig. Er überzeugt eher mit seiner Kraft, enormen Dichte und wahnsinniger Konzentration. Dabei zeigt er aber einer erstaunliche Eleganz.
Trotz seinen 15,6% Alkohol ist er äusserst lebendig und fast leichtfüssig unterwegs. In seinem breiten Aromenspektrum finden sich Noten, die an Lakritze, provenzialische Kräuter (Garrigue), Lorbeerblätter und schwarzbeerige Früchte erinnern. Er parfümiert richtiggehend den ganzen Raum und füllt ihn mit seinem Duft aus. Eine gelungen Komposition die noch mit etwas Leder und Tabak abgerundet wird. Alles fühlt sich schön warm, weich und päpstlich erhaben an. Seine Mineralität ist geprägt von den kargen Böden seiner Herkunft. Man kann sich vorstellen, dass die vielen glatten Steine um Châteauneuf und Avignon herum so riechen wenn die Sonne den ganzen Tag sie erwärmt hat. Die Tannine sind von höchster Qualität. Dicht und feingewoben besetzen ja okkupieren sie richtiggehend den ganzen Gaumen und geben ihn nur unfreiwillig wieder frei.
Der Nachhall ist so lang, dass er es locker mit der Lesung des Wikipedia-Eintrages zum Auszug des Papstes aus Rom aufnehmen kann. Loooooocker. Natürlich war der Clos des Papes noch viel zu jung. Doch bei Wein-Enthusiasten überwiegt manchmal die pure Neugier. Das Alterungspotential ist wohl enorm.
Ob die «beiden» heutigen und damaligen Päpste die Weine aus ihrer alten/neuen Heimat bevorzugen oder ab und zu jene aus ihrem ehemaligen Blitz-Konzernsitz in Avignon geniessen, ist nicht so wichtig. Denn die Weine aus Châteauneuf-du-Pape sind sowieso mit allem gesegnet! Urbi et orbi…oder so…
«UMS ECK. UND DANN LINKS.»
Goldwand, Merlot Reserve, 2013
Weinbewertung: 27. Februar 2016
Herkunft: Schweiz, Aargau
N: Kaffee, dunkle Schokolade, sehr feines Toasting
G: Bitterschokolade, Kastanien, schönes Vanille, stützende spürbare Säure
WF: 8.5 (gut bis sehr gut)
Bezugsquelle: Weingut Goldwand
Preis: CHF 27.-
Kommentar: So in etwa könnte man den Weg von «hier» zu «dort» bezeichnen. Das «Dort» ist das Weingut «Goldwand» im wunderschön gelegenen Ennetbaden im Kanton Aargau. In der Schweiz. Der Name ist sehr gut gewählt und berechtigt. Alle die mal in der Bäder-, Kultur-, Theater-, ehemaligen Haupt- ach was sag ich – Weltstadt [! ;-)] Baden waren oder einen Bummel gemacht haben, warfen schon einen Blick auf das gegenüberliegende Viertelrund. Dieses wurde vom Fluss Limmat in tausenden von Jahren in den Jurafels gefräst. Dieses perfekte Halb-Amphitheater soll bereits zur Zeiten der Römer – bedingt durch die natürlichen Thermalbäder und das goldige Licht in der Abenddämmerung – sehr beliebt [vermutlich auch für den Weinbau] gewesen sein. Wir können die Sandalenträger und unsere Vorfahren gut verstehen. Doch, nun zurück zur Gegenwart.
Die Familie Wetzel bearbeitet die Goldwand und holt das Maximum aus diesem wunderschönen Hang heraus. Sie werden jedes Jahr besser darin. Das haben nicht nur wir, sondern auch viele weitere lokale, nationale wie auch internationale Weinliebhaber mittlerweile bemerkt. Die Goldwand-Weine kommen doch ziemlich herum. Die Pinot Noirs konnten vor Kurzem bereits in der Swiss Business Class die Welt bereisen und waren schon mehrfach zum Staatswein des Kanton Aargau erkoren worden. Der sympathische Familienbetrieb ist einer von drei Wetzel-Weingütern
in der Region. Die Verbundenheit der drei Brüder zeigt sich immer wieder an gemeinsamen Verkostungen. Doch auch der formidable Tropfen «Drei-Hoch-Drei» beweist was im Schweizer Mittelland önologisch alles möglich ist. Ein Wein aus drei verschiedenen Gemeinden, drei verschiedenen Traubensorten und von den drei Brüdern separat ausgebaut. Famos. Doch, dieser Wein soll zu einem späteren Zeitpunkt hier vorgestellt werden. Im Fokus steht heute der Merlot. Eigentlich nicht selbstredend für eine Weinregion, die sich aufgrund des eher kühlen bis gemässigten Klimas auf Pinot Noir spezialisiert hat. Doch auch im Aargau macht die globale Erwärmung keinen Halt. Sorten wie Merlot oder sogar Cabernet Sauvignon gedeihen mittlerweile gut. Oder sogar sehr gut wenn man sich mal mit dem Merlot von Michael Wetzel beschäftigt hat.
Das haben wir. Er ist sehr schön. Ein erstaunlicher Wein. Circa 90% Merlot und bis zu 10% Cabernet Sauvignon werden ihm beigemischt. Vor uns steht der erste – zumindest für Weinliebhaber verfügbare – ausgebaute Jahrgang im Glas. Die Farbe ist relativ dunkel. Doch nicht komplett deckend. Brillantes Kirschrot.
Beim flüchtigen Schnuppern – frisch nach dem Einschenken – ist er noch ziemlich eigenbrötlerisch und verschlossen. Man nimmt höchstens etwas Röstaromen wahr. Deshalb sollte das Glas etwas stehen gelassen oder der Wein gleich dekantiert werden. Zwei Stunden Meditation tun ihm gut. Das mittet ihn und fokussiert seine wahrhaft genialen Aromen. Geröstete Kaffeebohnen kommen zuerst zum Vorschein. Danach dunkle Schokolade und ein feines Toasting. Etwas Kastanie oder wie man hier sagt «heissi Marroni» sind auch wahrnehmbar. Im Gaumen dann dunkle Schokolade, schönes Vanille und runde Barriquenoten. Diese kommen von den eigenen Eichenholzfässern welche vom Sohnemann [gelernter Küfer] hergestellt werden.
Trotz des eher molligen und irgendwie auch typischen Merlot-Auftakts, weist der Tropfen eben auch eine schöne und gut spürbare Säure auf. Diese gibt ihm den richtigen Schliff damit er nicht zu füllig sondern gradlinig im Nachhall Frieden mit seinem Verkoster schliesst. Der Merlot ist deshalb ein eher ruhiger Wein der mit sich selbst im Reinen scheint. Er ist sicherlich noch einen Tick zu jung und bräuchte wohl noch zwei vielleicht drei Jahre, um seine ganze Pracht zu entfalten. Diese Geduld war uns heute nicht gegeben. Der Anblick war einfach zu verführerisch.
In der heutigen Zeit wo die Trüffel aus dem Piemont im Dorfladen auf Käufer warten, Wein aus Südamerika im Einzelhandel gerade in Aktion angeboten wird, Garnelen aus Asien einem beim Grossverteiler das Wasser im Mund zusammenlaufen lassen, tut es gut – ab und zu – alles zu vergessen und von zu Hause aus einen kleinen Spaziergang zu machen. Zum lokalen Bäcker, Bauer, Käser oder Winzer.
Einfach ums Eck. Und dann links…
«PF…PF…PF…PFALZ MIT SCHMALZ»
Merlot «Roter Lehm», Lergenmüller, 2011
Weinbewertung: 23. Februar 2016
Herkunft: Deutschland, Pfalz
N: Feine Kaffeeröstung, etwas Tabak, Kirschen, süsslich, Tannenzapfen
G: Knackig süss, komplex, ein wenig spürbarer Alkohol, Zedernholz
WF: 8.5 (sehr gut)
Bezugsquelle: Wyhuus am Rhy
Preis: CHF 25.-
Kommentar: Gut. Zugegeben: Wenn man Frankreich, Italien, Österreich und noch ziemlich genau 25 Kantone als Nachbarn hat, ist die Verbindung der beiden Worte «Rotwein» und «Deutschland» nicht die erste die einem in den Sinn kommt. Was ein Fehler ist!
Bei Verkostungen versuchen wir immer wieder [zumindest für uns] neue Pfade zu begehen. Damals Ende 2015 hatten wir es auf etwas leichtere Tropfen abgesehen und
mieden absichtlich Gebiete mit «bombigen» Weinen. So pendelten wir zwischen Schweizer Pinots und dem Burgund. Plötzlich und wie aus heiterem Himmel, standen wir vor einem Händler
mit Deutschen Preziosen. Nichts wie ran also. Unser Erstaunen war nicht schlecht. Was waren wir angetan von diesem herrlichen Merlot aus der Pfalz. Gesagt – getan! Gekauft – eingelagert!
Heute im Keller daran wieder mal vorbeigeschlendert…und dem Anblick verfallen! Der Merlot «Roter Lehm» vom Weingut Lergenmüller ist wahrlich ein wunderschöner Vertreter Deutschlands. Vor allem dürfte er Weinliebhabern gefallen, die nicht nach schierer Kraft und der «dunklen Seite» in einem Wein suchen. Er ist eher was für Interessierte subtiler Töne, massvoller Balance und Geschmeidigkeit.
Gleich nach dem Öffnen wirkt er ziemlich kräftig in der Nase. Schiefer, Kaffee und Schwarzkirschen herrschen zuerst vor. Lässt man ihn ein wenig atmen und «den Schock» des Öffnens verdauen, legen sich alle Aromen und werden weicher, runder und filigraner. Plötzlich vernimmt man ebenfalls leichte Tannenzapfentöne, einen Anflug von Tabak und ätherische Öle. Die «Früchte» werden über die Zeit eher rot. Kirschen, Erdbeeren und ein wenig Himbeere.
Im Gaumen offenbart er zuerst seine süsse Mitte und seinen relativ breiten Körper. Doch in diesem Fall heisst dies nicht «plump». Im Gegenteil! Er ist definiert, hat «Schmalz» und ist wohlgeformt. Ein Athlet dessen Proportionen und Muskeln man deutlich sieht und schmeckt. Er trinkt sich leicht. Der Trinkspass und –zug nimmt stetig zu. Er war ganz eindeutig im Barrique. Dies verleiht ihm zusätzliche Komplexität. Doch alles ist sanft, fein und edel. Der Abgang ist ausgesprochen nachhaltig und lang.
Würde man den Merlot Lergenmüller blind und mit geschlossenen Augen verkosten, sind wir überzeugt, dass es sehr schwer wäre einen Merlot zu erkennen. Er ist in unseren Augen – trotz den 14% Alkohol – ein richtiggehender «Cool-Climate-Wein» [um den Ausdruck mal wieder zu bemühen]. Der Alkohol schlägt nie extrem aus. Er gibt ihm – zusammen mit dem runden Tannin – ein sehr schönes Gerüst. Der Wein ist ein wahrer Schmeichler. Er ist irgendwie eine Mischung aus Merlot-Samtigkeit und Pinot-Finesse.
Einfach toller Schmalz aus der Pfalz.
«BARRIQUE FANTASTIQUE»
Chevaliers des Vins, Merlot Six Suns, 2014
Weinbewertung: 19. Februar 2016
Herkunft: Schweiz, Graubünden
N: Rote Früchte, balsamisch, Eukalyptus, Heidelbeere
G: Kirschen, Minzaroma, Cassis, spürbares schönes Tanningerüst
WF: 9 (sehr gut bis ausgezeichnet)
Bezugsquelle: :-) [Abfüllung ca. April 2016]
Preis: CHF 35.-
Kommentar: Natürlich waren wir sehr gespannt auf «unseren» ersten Wein. Wer wäre das nicht? Wie ist er nun? Schmeckt er noch so wahnsinnig gut wie damals? Wo er noch als «Baby» im Fassbettchen lag und wir ihn selektionierten durften? Hat er noch diesen feinen cremigen Einschlag, die geniale Würze und Minznoten in sich? Trägt er den balsamischen Eukalyptusstrauch vor sich, als wäre es die olympische Flamme?
JA! Das alles tut, hat und ist er! Natürlich sind auch die warmen Aromen des Barriques – dem er entrissen wurde – spürbar. Er riecht eindeutig danach. Wie ein Kissen, das nach einer schönen Nacht noch immer die Note eines begehrenswerten Menschen nicht loslassen will. Klar ist man in diesem Moment ungestüm und fragt sich dann auch, ob er oder sie die/der Richtige sei. Doch, das ist bloss der Kopf. Die Seele und die Gefühle in uns kennen die Antwort bereits: Sie ist die Richtige - Er ist der Wahre! Möge alles untergehen, sei es das Letzte was ich tue...SEI EINFACH MEIN!
Rote Früchte, Minze, Eukalyptus und Vanille machen das Aromenspektrum in der Nase aus. Unser Gastgeber – ein Mann von Welt und Verkostungsprofi – roch noch ein wenig Rumtopf heraus. Wir wissen nicht woher, doch er behauptete steif und fest, das Töpfchen sei da. Gut: Exotische Gefilde passen uns auch! Sei es drum. Im Gaumen dann – um das Pferdchen am Schweif aufzuzäumen – schlägt das Pendel ewig lang nach. Als wäre der Tropfen die Sünde in flüssiger, cremiger, fremdartiger, exklusiver oder einfach verführerischer Gestalt. Die Säure ist kompakt und präzis. Das Tannin ist geschliffen sowie rund. Der Gesamteindruck ist eher exotisch und irgendwie erotisch. Unser katholischer Gaumenalarm geht plötzlich ab: Seid vorsichtig ihr Narren! Ihr werden verführt und überführt. Hier ist etwas das Eure Schwäche kennt und sie schamlos ausnützt. Who cares!? I couldn't care less...
Soll man gegen seine Gefühle ankämpfen? Gegen Zuneigung, Spass und «nachhaltige» Liebelei? Nööö. Lass uns weiter an Vertrauen gewinnen. Gib uns weitere schöne Momente. Bacchus steh uns bei in unserer Entscheidung. Wir haben eindeutig Lust nach noch mehr Nähe, weiterem Zutrauen und noch krasserer Zuneigung.
Wir wollen Dich…oh Barrique fantastique!
[weitere Verkostungsnotizen werden folgen]
«HERE COMES THE ROOSTER - EIN HAHN IM KORB»
Volpaia, Chianti Classico Riserva, 2012
Weinbewerung: 17. Februar 2016
Herkunft: Italien, Toskana
N: Frisch, fruchtig, Kirschen, Himbeeren, floral, ätherisch
G: Rund, seidig, ausbalanciert, elegant, lang
WF: 8.5 (gut bis sehr gut)
Bezugsquelle: Weinecke Zimmermann (Dietikon)
Preis: CHF 27.-
Kommentar: Was repräsentiert Italien mindestens genausogut wie die die Azzuri's? Ein Chianti Classico – der Gallo Nero – natürlich. Ein klangvoller Name, in Flaschen abgefüllte Geschichte, viele Vorurteile und sehr guter Wein zugleich. Gibt es ein besseres Tummelfeld um sich önologisch auszutoben!? Kaum.
Zugegeben, ab und zu zeigen auch die Chiantis aus dem Herzen der klassischen Anbauzone kleine Schwächen. Von Weingut zu Weingut und Parzelle zu Parzelle kann die Qualität durchaus stark variieren. Die Bandbreite reicht von Göttersaft zum Gurgelwässerchen. Doch von zuverlässigen Produzenten hergestellt, sind sie von stabiler, heroischer und unnachahmlicher Zugänglichkeit sowie offener Art geprägt. Simpel und à point ausgedrückt: Sie passen eigentlich fast immer.
Volpaia – unweit und gefühlt nur etwa 75 enge Kurven von Radda in Chianti gelegen – ist ein eindrückliches Weingut. Eigentlich ein kleines Dörfchen – ein Weiler und eine Welt – für sich. Entrückt vom Rest des Planeten, umrundet vom Schlösschen und ein paar Häusern [wie in einem Nest] kann man auf der «Piazza del Duomo» quasi zwischen zwei Restaurants auswählen. Zu feinsten Antipasti, Primi und wunderbar schönem Fleisch kann man sich die Weine des Weinguts zur Gemüte führen. Weit weg scheint der Rest der Welt, Busse voller Touristen und die Moderne. Sollte einen das Bedürfnis mal überkommen, sich den durchwegs wunderbaren Weinen und der Atmosphäre hinzugeben, kann man dort gleich übernachten. Eine Nacht im Mittelalter wäre es…irgendwie.
Der Riserva 2012 beweist die Klasse von Volpaia. Ein faszinierender Sangiovese, der auch ohne moderne Rollatoren oder Gehhilfen wie Merlot, Cabernet Sauvignon etc. sehr stimmig und trinkig wirkt. Wer braucht schon irgendwelche Supertoskaner wenn er sowas im Glas haben kann?!
Die Nase überzeugt mit wunderschöner Frische und Frucht. Sangiovese-Duft liegt in der Luft. Pur, elegant aber dennoch kraftvoll und energisch. Wirklich klasse und wahre Klasse. Feinste Kirschen- und Himbeernoten werden von der bekannten Sangiovese-Kernigkeit unterstützt. Auf der zweiten Ebene dann, zeigt er sich floral, ätherisch und aromatisch sehr tief.
Im kurzen Gaumen offenbart er dann seine wohldosierte Pracht. Rund, weich, warm, seidig und mit perfekter Balance zwischen Säure und ausgereifter Frucht. Keine unangenehmen Ecken und Kanten sondern Eleganz und in gewisser Weise Subtilität prägen ihn. Das Tannin ist herrlich eingebunden, engmaschig und soft. Dies macht ihn in seiner Gesamtheit sehr ausgewogen. Der lange, intensive Abgang bestätigt noch einmal die Qualität des Weines. Wahrlich ein ausgesprochen nachhaltiger Genuss auf höchstem Niveau.
Schön, dass es noch Weingüter wie Volpaia gibt. Nicht nur, dass «Classico» auf der Etikette steht. Es ist auch wahnsinnig gute Klassik drin. Der Wein ist ein perfekter Sparringpartner für alle möglichen italienischen Gerichte. Während er diese charaktervoll fordert, rundet er sie gleichzeitig auch ab. Ein Hahn im Korb eben…
Text: IB, MT
«SYRAH: MY VALENTINE | BEZIEHUNGSSTATUS: ES IST KOMPLIZIERT»
Star Angel, Syrah, Montes, 2007
Weinbewertung: 14. Februar 2016
Herkunft: USA, Kalifornien
N: Reife Pflaumen, Trockenrosen, Süsse Mitte
G: Dunkel, mächtig, Tinte, Bitterschokolade, Schwarztee
WF: 8.5 (gut bis sehr gut)
Bezugsquelle: Eds World Wines
Preis: CHF ~30.-
Kommentar: Syrah...eine eher schwierige Liaison. Doch heute zum Valentinstag an dieser Stelle doch eine Liebeserklärung.
Eine kleine aber feine Truppe Weinliebhaber des Napa Valley (@NapaWine AG) ist gerade auf Weinreise in Kalifornien. Ihre Posts und Videos inspirierten dazu, wieder mal über den grossen Teich zu schauen und etwas aus den Gefilden Kaliforniens zu verkosten. Doch statt immer die üblichen Verdächtigen (Chardonnay, Cabernet und Merlot) aufs Korn zu nehmen, soll es diesmal ein Syrah sein. Zugegeben: Unsere Syrah-Affinität ist nicht sehr ausgeprägt. Denn pfeffrige «Gewürzküchlein» von der Rhône gehen bei uns...eher nicht gut. Doch Übersee-Syrahs, die nach Schokoladenkuchen, frisch gebrühtem Kaffee und Himbeerkonfitüre riechen und schmecken, sind [relativ] willkommen. Wohl genau aus diesem Grund erfolgte der Kauf des «Star Angels» vor ein paar Jahren. An der Weinmesse «Expovina» in Zürich. So gegen 22.00 Uhr. Kenner wissen, dass dies in etwa der Zeitpunkt ist, wo man entweder bestellt, sich langsam von den Händlern verabschiedet oder [im übertragenen Sinne] über Bord gekippt wird...
Zu dieser Nachtzeit ist [nach all den Verkostungen] der Wein dann auch schon reichlich geflossen. Das heisst ebenfalls, dass Käufe infolgedessen bei mindestens mittlerer «Euphoriestufe» erfolgen. Solche Entscheide führten schon das eine oder andere Mal im Nachhinein zu Kopfschütteln und/oder Schmerzen des Denkorgans... Gerade bei Präziosen aus der Traubensorte Syrah.
Diesmal nicht. Der Star Angel ist wirklich klasse! Montes ist zwar ein Monster-Weinkonzern der über mehrere Länder verteilt ist und gefühlte hunderte von Millionen Flaschen jährlich abfüllt. Doch ein paar wirklich sehr gute Tropfen befinden sich in seinem Portfolio. Zum Beispiel Purple Angel, Alpha oder Alpha M aus Chile. Natürlich auch der sagenhafte Folly (ebenfalls Syrah!!!). Oder eben der aktuell vorliegende nördliche Bruderstern aus Kalifornien. Der Star Angel ist nicht mehr «La Bomba» von damals...bei schwerem Seegang des Zürichsees. Doch das Engelchen hat immer noch Wucht und Charme.
In der Nase hat er keine aber wirklich gar keine Spur von den sonstigen Aromen Südfrankreichs (Lavendel, Rosmarin etc.). Auch die übliche Pfeffrigkeit klassischer Syrahs geht ihm komplett ab. Eher Pflaumenkompott, trockene Rosen sowie eine wunderbare warme Süsse und ein wenig Kaffeebohnenaroma machen sich bemerkbar. Im Gaumen ist er dann seidenweich, harmonisch doch nach wie vor ziemlich mächtig und druckvoll. Ein wenig Tinte und Bitterschokolade fallen sofort auf. Er ist mundfüllend, einnehmend und trotz seiner 15 Volumen Alkohol wirkt er nie plump oder behäbig. Die Säure sorgt dafür, dass er trotzdem noch relativ frisch auffährt. Die Tannine sind geschliffen rund und verschmelzen förmlich mit dem restlichen Körper. Schön. Da rühren sich wieder die positiven und vibrierenden Gefühle. Die Liebe erwacht langsam.
Das Beste hält der Star Angel jedoch für das Finish bereit: Der Abgang ist wahrlich ewig lang und hauptsächlich von Schwarztee und Hagenbuttenaromen geprägt. Ein Wein der jedes Stück Grillfleisch perfekt veredeln würde. Doch gerade heute eignet er sich als «Sundowner» [falls jemand ausser den Napa Guys Sonne sieht...] oder als Kaminfeuerbegleiter.
Wie bei jeder gesunden Beziehung gibt es «Ups and Downs». Das sorgt für die Würze ;-) im Leben. So ist es auch mit Syrah. Für heute war es perfekt. Denn schöner
haben die Napa-Engel selten gesungen. Gemeinsam haben wir wieder einen Höhepunkt unseres Daseins erklommen.
Doch es bleibt - so wie es sein sollte: Spannend, schön und...irgendwie kompliziert.
«HIP, HIPPIE, HIPSTER...IN DER SCHÜTZENGASSE» [Autorin «The D»]
Vinicola 4 kilos
Weinbewertung: 12. Februar 2016
Herkunft: Spanien, Mallorca
N: Fruchtig, Beeren und roten Kirschen, warme Gewürze, feine weisse Fliederblüten
G: Mittlerer Körper, komplex und vielschichtig, saftig, verhaltener Abgang
WF: 8.5 (gut bis sehr gut)
Bezugsquelle: TERRAVIGNA
Preis: CHF 49.-
Kommentar: Im Zentrum von Zürich und in jede Himmelsrichtung in weniger als 200 Meter eine Bank gelegen: Das Restaurant Schützengasse. Leckeres Essen, stets hoher Looky-Looky-Faktor und viele, sehr viele Menschen die den ganzen Tag versuchen profitabel mit Geld zu arbeiten. Und ein paar Bärtige. Wir sind zwei Damen im aktuellen Alter eines Bordeaux-Jahrgangs 2009: Also keine Primeurs mehr, aber immer noch in der ungestümen Fruchtphase ;-)
In Ruhe und Frieden hatte ich die Weinkarte bereits im Vorfeld studiert. Das Gros der Weine war mir bekannt. Vor allem die spanischen it-Tröpfchen. Die meisten hier stehen auf sie. Mit denen kann man als Gastronom ja eigentlich auch nichts falsch machen.
Richtig springt dann doch nur ein Name ins Auge: 4 kilos. Ein Hippie in der gestylten Bankerwelt. Wie im richtigen Leben fällt halt das auf, was unangepasst und unkonventionell ist. «Lieber Bankmanager, geh beiseite und lass den Hippie an den Tisch»…quasi. So muss es also der sein. Valentino, der hochmotivierte und überaus freundliche Kellner, beglückwünschte uns zu diesem Entschluss. Anerkennend meinte er: «Sehr gut gewählt. Das ist ein wirklich kräftiger und schwerer Superwein».
Leichtsinnig selektioniert?! Wie, was, wo, warum… Schwer? Kräftig? Eben nicht! Alles was ich bisher über den Wein gehört habe, ist das pure Gegenteil davon. Die Etikette beeindruckt auf den ersten Blick. Von aussen lässt sie ein Schwergewicht hinter Glas vermuten. Doch der äussere Schein wirkt bei vielem massig, undurchdringlich, unnahbar, dicht und hart. Doch am Ende ist es meistens ein Bluff. Zudem, der 4 kilos hat ja doch «nur» 13 Umdrehungen. Also noch weniger als ein vernünftiger Bordeaux. Und das alles aus Mallorca!! Valentino my dear – Du hast keinen blassen Schimmer!
Die Flasche. Sie kam an den Tisch. Sie wurde geöffnet. Es floss ein rubinrotes Tröpfchen in mein Glas. In der Nase ist er sehr tiefgründig und subtil. Er duftet nach Beeren, roten Kirschen und hat eine gewisse florale Note. Weiter verströmt er ein wenig «warme» Gewürze. Puh, ich war also schon mal entzückt. Im Gaumen dann die Überraschung oder eben nicht. Es kam wie erwartet also keine Wuchtbrumme. Hauptsächlich ausgeprägte Fruchtigkeit und mittlerer eher drahtiger/athletischer Köper.
Die Balance zwischen Säure- und Tannin ist gut. Er hat Schmelz und ist balsamisch. Vermutlich hätte es ihm gut getan ihn zu dekantieren. Damit hätte er sich einer Blume gleich etwas schneller geöffnet. Dies kam dann tatsächlich auch. Doch erst nach einer Weile. Im Abgang legte er im langen Nachhall etwas zu obwohl er im direkten Schluck eher wenig nachhaltig wirkte.
Für mich passte der 4 kilos perfekt zum grillierten Tuna Steak. Mehr Alkohol und/oder Tannin sowie herbe Männlichkeit hätte nur gestört. Meine Freundin fand ihn ganz ok, war aber nicht restlos begeistert. Sie steht halt wirklich auf die hipen spanischen Stiere, önologische Crèmigkeit, Hipster und auf Valentino ;-)
«MMM… ODER: MARTIN MACH MEHR»
Donatsch, Passion, 2011
Weinbewertung: 3. Januar 2016
Herkunft: Schweiz, Graubünden
N: Erdbeeren, Hagenbutten, süssbeerig, rotstrahlend
G: Leichter Rauchton, präzis, eher kühl, crèmig, kräftige Säure, relativ langer Abgang
B: 8.5 (gut bis sehr gut)
Bezugsquelle: Direkt ab Weingut, Riegger
Preis: CHF 32.-
Kommentar: In letzter Zeit hatte weinfanatic [bedingt durch die Degustation der Weine der Vignobles Silvio Denz] viel über Leidenschaft, Berufung und Ehrgeiz geschrieben. Ganz so einfach, kann man damit nicht wieder aufhören. Was also tun? Nach noch mehr «Passion» greifen!
Das Weingut Donatsch – im malerischen Malans gelegen – ist ein wahrer Traditionsbetrieb. Seit mehreren Generationen ist dieser in der Hand der Familie. Dies ist auch gleichzeitig einer der
ersten und positiven Merkmale des Produzenten. Durch die sympathische eigene Winzerstube «Ochsen», die Urigkeit sowie Beschaulichkeit des Weinkellers und die moderaten Preise seiner
Spitzenprodukte wirkt alles so unglaublich bodenständig. Einen Teil dazu trägt auch der Umstand bei, dass Martin Donatsch als zuständiger Winemaker mit seinem Boden, seiner Heimat und der Familie
richtiggehend verwurzelt scheint.
In der Summe all dieser Elemente sowie dem konstanten Streben nach noch höherer Qualität vermuten wir den Grund, dass das Weingut in den vergangenen Jahren mehrfach Pinot Noir Weltmeister wurde. Zudem mindestens in die Liga der Top 10 wenn nicht sogar Top 5 der Schweizer Weingüter aufgestiegen ist. Bei all unseren Besuchen vor Ort waren wir begeistert. Es gab das eine oder andere Mal nur einen einzigen Makel… Doch dazu später mehr.
Die Weine der Familie Donatsch lehnen sich in ihrer Art – zumindest subjektiv – stark ans Burgund an. Die Einstufung der Sorgenbrecher ist [bei den Rotweinen] entsprechend: Die drei Linien «Tradition», «Passion» und «Unique» kann man gut auf die Burgunderlagen Villages, Premier Cru und Grand Cru ummünzen.
In unserer heutigen Mitte findet sich der Passion des Jahres 2011. Die Farbe ist im hellen Bereich von Kirschrot – doch noch brillant und jugendlich. In der Nase wirkt er zu Beginn wie eine geschlossene Faust. Man kommt und kommt einfach nicht dazu sie zu öffnen um herauszufinden was sich in deren Mitte befindet. Das Einzige, was man dem Tropfen nach mehrmaligem Schwenken entlocken kann, ist bloss ein etwas fieser und leicht rauchiger Ton.
Doch nach ein wenig Geduld fängt er dann an seine burgundische Kühle, Coolness und edle Zurückhaltung abzulegen. Dann kommt die Eleganz und Finesse zum Vorschein. Schöne saftige Erdbeeren, etwas Hagenbutten und weitere rote Früchte steigen auf. Süssbeerigkeit lässt sich ihm auch entlocken. Im Gaumen kommt einem die leichte Bündner Rauchigkeit bekannt vor. Doch sie ist nur flüchtig, kommt nicht vom Toasting und verfliegt sehr rasch. Dann offenbart sich dem Weinliebhaber ein herrlich «kühler» doch auch crèmiger und bekömmlicher Tropfen. Die Säure ist kräftig doch auch präzis. Als ob sie mit dem Lineal abgemessen wäre. Der Abgang ist wunderbar lang und nachhaltig. Wir schätzen, dass der Passion 2011 noch locker drei bis fünf Jahre hält und nur besser wird.
Ein wahrlich toller Wein der fast schon «blind» Jahr für Jahr gekauft werden kann. Doch eine Sache wäre da noch… Darf man sich gegenüber einem Weinwelt-meister kritisch äussern bzw. diesem Verbesserungs-vorschläge machen?! Vermutlich nicht. Wir tun es trotzdem. Und zwar so: Martin, wir waren schon so oft bei Dir. In mindestens 50% der Fälle warst Du bei vielen Preziosen ausverkauft. Eine Bitte: Martin mach mehr…Wein!!!! ;-))
«ALEXANDER DU SAU!!!»
Alexander vs. The Ham Factory, 2013, Casa Rojo
Weinbewertung: 30. Januar 2016
Herkunft: Spanien, Ribera del Duero
N: Cassis, rote Beeren, Kirschen, feines Minzaroma
G: Kräftig, leichter Vanille-Nachhall, ein wenig Kaffee
B: 8.0 (gut)
Bezugsquelle: TERRAVIGNA
Preis: CHF 28.50
Kommentar: Ein modern gemachter sowie moderner und gemachter Spanier aus der Region Ribera del Duero. Der Tropfen ist ein Produkt der dynamischen Truppe "The Wine Gurus". Junge Winzer, Someliers, Designer (okeee?) und Liebhaber haben sich [vereinfacht gesagt] zum Ziel gesetzt, die iberischen Weinregionen neu und für die "Jungmannschaft" zu interpretieren. Abseits des Mainstreams und der grossen oligopolistischen Produzenten. Simpatico.
Sehr lustig sind die Etiketten geraten, für welche sie auch schon prämiert wurden. Bisher existieren aus sechs Weinregionen die folgenden Weine: Macho Man Monastrell (Jumilla), Maquinon (Priorat), The Invisible Man (Rioja), El Gordo del Circo (Rueda), La Marimorena (Rias Baixas) und der vorliegende Alexander vs. The Ham Factory (Ribera del Duero).
In der Nase ist er würzig. Zudem ziemlich "hell-strahlend" und rotfruchtig für einen Ribera. Natürlich darf das Vanille der wohl neuen Barriques nicht fehlen. Aber es ist nicht unangenehm und irgendwie "gmögig", wie man die ersten hundert Kilometer entlang des jungen Rheins so sagt. Im Gaumen nicht die übliche Breite. Keine Autobahn, aber eine zweispurige Schnellstrasse ist er schon. Eher rote Früchte, leichtes Toasting, gute Säure und rundes sowie warmes Tannin. Wir tranken den Wein etwas kühler, weshalb die 14 Vol. einem nie auffielen.
Guter Trinkspass zur Pizza Prosciutto Crudo...vom Alexander natürlich... ;-)
«NAH UND FERN: MAL WAS EIGENES…ODER SO…»
MT Müller-Thurgau, Schlossgut Bachtobel, 2014
Weinbewertung: 24. Januar 2016
Herkunft: Schweiz, Thurgau
N: Zitrone, Ananas, Grapefruit, Apfelschnitze
G: Süss-feinsaurer Beginn, frisch, spritzig, ein wenig Wachs, Jod und Speckstein
B: 8.0 (gut)
Bezugsquelle: direkt ab Weingut
Preis: CHF 17.-
Kommentar: Warum in die Ferne schweifen? Denn das Gute liegt ja bekanntlich so nah. Also wieder mal den eigenen Wein trinken!!! ;-)
Spass bei Seite! Dieser schöne Müller-Thurgau (MT) kommt vom Schlossgut Bachtobel aus der ebenso schönen Ostschweiz. Purität ist auf dem Weingut quasi Gesetz. Dies durften wir bei mehreren Verkostungen in verschiedenen Jahren persönlich erfahren. Alle Weissweine und ein Grossteil der Rotweine sind sehr gerade, präzis, auf den Punkt und für ihre jeweilige Traubensorte sehr typisch. Speziell zu erwähnen ist an dieser Stelle die durchnummerierte Rotweinlinie welche vor zwei Jahren mit der «Nr. 4» bombigen Zuwachs bekam. Dazu in einer Horizontalen dann mal mehr...
Mindestens so berühmt ist Bachtobel für seine Weissweine. Meist sind sie sehr rasch ausverkauft. Leider. Insbesondere angetan haben es den (zumeist) Stammkunden der Sauvignon Blanc (SB), Weisser Riesling (WR) und Pinot Grigio (PG). Ebenfalls zu den viel nachgefragten Weissen gehört der Müller-Thurgau (MT). Für viele mag Müller-Thurgau irgendwie nicht so mondän wie Sauvignon Blanc oder Pinot Grigio (eigentlich Grauburgunder) klingen. Doch einmal einen guten MT versucht, ist es meist um viele Zweifler geschehen.
Der MT vom Schlossgut Bachtobel ist sehr erfrischend in der Nase. Feiner Ananasduft, ein wenig Grapefruit und Apfelschnitze sowie frisch geschnittene Zitrone machen das Bukett aus. Im Gaumen wirkt er ganz leicht prickelnd. Doch Kohlensäure hat er keine. Den Beginn macht eine süsslich-saure Limonennote. Dicht gefolgt von Frische und Spritzigkeit. Es ist ganz schön viel Spannung im Glas. Der Tropfen ruft förmlich nach heissem Wetter oder einem zumindest asiatisch angehauchtem Gericht. Letzteres durfte sich dann tatsächlich mit dem Wein paaren und gefiel sehr gut. Der Abgang ist ein wenig «durchwachsen»: Wachs, Jod und Speckstein liefern sich einen ausgeglichenen und fairen Fight!
Sehr schöner Wein. Er ist leider nur geschmacklich mein :-)
«THE ROCKETMAN UND SEIN ZUM KÖNIG AUFGESTIEGENER FÜRST» [Autor: IB]
Marsannay - Clos du Roy 2012
Weinbewertung: 21. Januar 2016
Herkunft: Frankreich, Burgund
N: Schwarze Beeren, rauchig, frisch, schöne Mineralität
G: Fest und kompakt, saftige Säure, kräftiges Tannin
B: 9 (sehr gut bis ausgezeichnet)
Bezugsquelle: Smith & Smith Wine Company
Preis: CHF ~45
Kommentar: Das Burgund ist in letzter Zeit positiv in Bewegung geraten. Da die bekannten Premier und Grand Cru Lagen zu teuer geworden sind (dadurch auch viele Weine für den Endverbraucher), suchen und erschliessen Winzer neue Gebiete im Norden oder Süden der Region. So auch Sylvain Pataille. Mit viel Hingabe macht er ausserordentliche Weine. Zu diesen gehört auch der Tropfen «Clos du Roy». Die Lage, die bereits im 13. Jahrhundert erwähnt wurde und damals «Clos des Ducs» hiess, wird wohl demnächst zum Premier Cru aufsteigen. Der süss-komplexe Saft den man den dortigen Hängen abgewinnt, beweist eindrücklich, dass es sich durchaus lohnt, neue Gebiete oder Randlagen zu erschliessen. Nun zum Wesentlichen…
Für einen Pinot [der zudem nach bio-dynamischen Vorsätzen gekeltert wird] weist er eine satte ja dunkle Farbe auf. Am Anfang ist er zwar verhalten, kühl und distanziert! Doch dann – auf den zweiten Blick quasi – ist er frisch, mineralisch, würzig, vibrierend und ganz schön spannungsgeladen. Die Nase ist ungemein komplex. Damit sie richtig wahrnehmbar wird, braucht der Wein viel Luft und etwas Zeit. Dann zeigt er sich konzentriert. Frische schwarze Beeren und Beerenblätter machen den Anfang. Dann folgt ein wenig Rauch. Die Verbindung von Frische und Mineralität assoziiert man irgendwie mit Mentholnoten. Im Mund ist er sehr kompakt und würzig zugleich. Dazu gesellt sich intensive, lebendige und richtiggehend belebende Frucht. Der Körper ist fest und sehnig bis drahtig. Das Ding ist ein Athlet! Ein moderner Zehnkämpfer der aber noch irgendwie nach seiner besten Disziplin sucht. Durch seine Jugend wirkt er ein wenig ungeschliffen. Dies kommt wohl von seiner schieren Kraft. Doch ist er auf keinen Fall ungestüm oder burschikos. Denn trotz aller Power, offenbart er sich als genialer und wahrer Pinot Noir. Lebendige, saftige Säure und kräftiges, beschlagendes aber durchaus gut integriertes Tannin geben ihm Halt. Beide Elemente werden sehr viel Geduld vom Pinot-Liebhaber abverlangen bis sie sich richtig miteinander verschmolzen haben. Da bei allen Komponenten genügend Potential vorhanden ist, muss man keine Angst haben und kann die Zeit wirken lassen. Das letzte Teilstück – sprich der Abgang – kommt einem wie beim Marathon eeeewig lang vor. Ganz zum Schluss und kurz vor der Ziellinie zeigt er einen klitzekleinen Trainingsrückstand und fällt ein wenig von der bisherigen Leistung ab. Doch als wahrer Langstreckenläufer unter den Zehnkämpfern, wird er in den nächsten 10-15 Jahren ein intensives Fokussierungsprogramm absolvieren und allen zeigen wie gut er geworden ist. Und er wird gut…sehr gut sogar!
2012 waren nach allgemeiner Auffassung die klimatischen Verhältnisse im Burgund ausgezeichnet. Dadurch erhielten die Winzer perfekt ausgereiftes und gesundes Traubenmaterial für sehr langlebige, kraftvolle aber dennoch typisch-burgundische Weine. Der «Clos du Roy» zeigt bereits jetzt, dass es nicht einfach sein wird die Wartezeit zu überbrücken…viel Geduld und ein anderweitig gut gefüllter und assortierter Keller sind der (zusätzliche) «Preis» den der Weinliebhaber für den Tropfen des Senkrechtstarters und Rocketman Sylvain Pataille zahlen muss. Ein fairer Preis wie wir finden.
«ÜBERRASCH MICH UND BLAS MICH WEG!»
Zugegeben: Ein etwas auf die Spitze getriebenes Motto für ein Abendessen mit Weinen die blind verkostet werden. Aber unter Freunden darf man sich ein klein wenig unter positiven Druck setzen. Ab und zu möchten wir und doch alle erstaunt zurücklehnen und zufrieden zugeben, dass einem gerade die Spucke wegbleibt und das sprachliche Zentrum einfach zu klein ist, um die Entzückung über die soeben gemachte Erfahrung in Worte zu fassen. Deshalb, folgend ein «Glimpse» auf das heutige Feuerwerk...
Quinta do Passadouro, Reserva, 2010
Kommentar: Passadouro ist eines jener Güter im Douro über das man nicht gerade darüber stolpert. Man muss sich für die Gegend ein wenig interessieren um darauf zu stossen - behaupten wir jetzt einfach mal. Die Portweine der Quinta sind ein wahres Gedicht. Schon der LBW legt jeden Port-Verächter flach und lehrt ihn/sie eines Besseren. Vom Vintage-Port gar nicht zu sprechen. Doch die trockenen Rotweine sind ebenfalls eine Klasse für sich. In der von Kletterpflanzen eingenommenen Pergola wird man freundlich empfangen und begleitet von Vogelgezwitscher darf man die wirklich famosen Tropfen verkosten. Das waren schöne Zeiten - 2014! Die Realität bzw. das Heute ist jedoch nicht minder herrlich: Wunderbares Vanille empfängt die Nase zu Beginn. Dicht folgen schwarze fette Kirschen, überreife Himbeeren, Zwetschgenkompott und Minze. Speziell diese setzt sich dann im Gaumen (im letzten Drittel) fest. Doch davor packt kräftig-sattes Tannin und wunderschönes Barriquetoasing die Nervenenden und prügelt, drückt und massiert regelrecht darauf ein. Zwar weich und sanft...aber bestimmt. Im Abgang «fühlt» sich der Passadouro irgendwie «blau» an!
Dieser Premium-Douro ist die Antwort an alle Zweifler der portugiesischen Weinmacherkunst. Er ist «kühl» und elegant, äusserst bestimmt aber noch barmherzig im Griff. Er ist ein Gentleman der weiss was er will und was er kann. Er ist ein Wein von Welt! Hammer!
Weinbewertung: 17. Januar 2016
Herkunft: Portugal, Douro
N: Herrlichstes Vanille, Himbeere, Schwarzkirsche, Minze, Zwetschgenkompott
G: Viel Tannin aber geschliffen und weich, ewiger Vanillenachhall, "blau!?" im Mund
B: 9 (sehr gut bis ausgezeichnet)
Bezugsquelle: Amarela (Liechtenstein)
Preis: CHF ~45.-
Zambujeiro, Alentejo, 2006
Kommentar: Was soll man zu dem Wein noch sagen!? Er ist wie der Passadouro...einfach «etwas mehr». Von allem! Aber nie - in keinster Weise! - ist irgend ein Element überdimensioniert. Im Gegenteil: Die «Balance» ist eindrücklich. Der Zambujeiro aus dem süd-/östlich von Lissabon gelegenen Alentejo ist ein wirkliches Meisterwerk. Man kann das Résumé nicht anders ziehen. In der Nase hätte man seine linke Hand darauf verwettet, dass es ein extrem eleganter Spanier vom Schlage eines Artadi (La Poza) oder Alion ist. Die dunkle Tintenmasse betört einen sofort beim ersten Schnuppern. Das Vanille ist von echter Vollkommenheit. Unendlich dichte Nase von verschiedenen eingemachten Früchten und Bodenproben einer in den Anden gelegenen Graphitmiene! Im Genusstunnel ist der Sorgenbrecher äusserst vollmundig, ausfüllend und ausnehmend von wahrlich holistischer Kraft. Gleichzeitig ist er aber weich und zuvorkommend. Nie ist er «too much». Denn die schöne und perfekte Säure gibt ihm gleichzeitig Frische.
Obwohl er schon 9 Jahre auf dem Buckel hat, könnte man meinen einen schönen Jüngling vor sich zu haben. Der Abgang ist ewig lang und um ehrlich zu sein traumhaft. Hier kommt man also irgendwie an die Grenzen der noch realen Benotung. Die 9+ ist mehr als gerechtfertigt. Alles darüber hinaus ist eigentlich vollkommen und kann gar nicht richtig in Worte gefasst werden. Es gab nur eine Handvoll önologischer Begegnungen die in der gleichen «Grössenordnung» des Zambujeiro lagen. Oder um hier mal die perfekt gewählten Worte des Gastgebers zu gebrauchen: Der Wein ist ENDGEIL!
Chevalier R - danke für diese famose Erfahrung!
Weinbewertung: 17. Januar 2016
Herkunft: Portugal, Alentejo
N: Aristokratisch, dunkle Tintennase, Heidelbeere, Grafit
G: Weich, vollmundig, herrliches Vanille, wunderschöne Säure, ewig lang
B: 9+ (himmlisch bis vollendet)
Bezugsquelle: Globalwine
Preis: CHF ~90.-
PS: Natürlich gibt es keinen stichhaltigen Grund die beiden Weingebiete direkt miteinander zu vergleichen. Aber es war eine Blindverkostung und keiner wusste was kommt.
PS2: Es ist schon erstaunlich, dass beide eine Portugiesen «nach vorne gepackt» haben um zu überraschen. Liebe Weinfreunde, wenn das keine Aussage ist…
PS3: Ja, der Weisswein rechts war sehr schön. Wunderbar frisch und trotzdem gehaltvoll. Ein wenig Buttrigkeit und schöner Schmelz. War aber «nur» das Amouse-Gueule zu dem er auch serviert wurde. Alle weiteren Eindrücke wurden von den später folgenden Tropfen schlicht weggeblasen!
«ALLES KÄSE? ACH WAS!»
La Croix de Gay, Pomerol, 2009
Weinbewertung: 10. Januar 2015
Herkunft: Frankreich, Bordeaux
N: Dunkle Frucht, Tabak, Pflaumen, leicht süsslich
G: Ausgeprägtes Tannin, mächtig, Bleistift, Erde, etwas eindimensional
B: 8.0 (gut)
Bezugsquelle: Bindella
Preis: CHF ~50.-
Kommentar: Manchmal hat man einfach keinen Schimmer woher ein Wein kommt beziehungsweise warum er einem plötzlich im eigenen Weinkeller «über den Weg» läuft. Genau so war es bei diesem Tropfen...La Croix de Gay. Es klingelt nicht. Es fällt einem auch nichts Gescheites dazu ein. Keine Begegnung oder Begebenheit zu der man diesen Streuner erhalten oder erstanden haben könnte. Also schaut man kurz nach: Pomerol. Recht passable bis gute Bewertungen. 2009 - gutes Jahr. Merlot und etwas Cabernet Franc... Nun, so sei es! Wird schon passen zum Raclette. Vor einiger Zeit konnte man mal lesen, dass «Bordeaux zu Raclette - Eine Genussausschweifung!» sei. Okeee. Nix wie ran an das Experiment. Der Versuch hatte sich damals sehr gelohnt. Heute folgte die erste Wiederholung. Oder die zweite Staffel quasi.
Die Nase zeigte sich ziemlich mächtig-dunkel. Zwetschgenkompott, Tabak, dunkle Schokolade und eine süssliche Mitte tun sich hervor. Ziemlich typisch für einen Merlot-geprägten Bordeaux. Wenn auch für das Jahr 2009 vielleicht etwas zu «still» in der Nase. Würde man dem Gaumen Socken anziehen, würde der hier beschriebene Kreuzritter diesem diese regelrecht runterreissen oder besser -rollen. Dürsterndes und reichhaltiges Tannin paaren sich mit Bleistift und erdigen Tönen. Da ist auch noch ganz dunkle Frucht (Heidelbeere und Zwetschge) weit hinten. Aber die spielten eigentlich nur die zweite Geige und waren fast schon unmerklich. Die Mitgeniesserin des Mahls und des Weins meinte, der Croix de Gay «sehe» irgendwie alt aus bzw. wirke so. Ich fand ihn gut und kräftig. Vielleicht war der Gay etwas eindimensional und vor allem platt im Abgang...aber das war der Käse auf dem Teller ja auch... Er bot dem Raclette jedenfalls einen fairen und harten Kampf, der zuletzt dann auch unentschieden ausging.
«Kau rein…den feinen Wein!»
Duos, Defayes & Crettenand, 2007
Weinbewertung: 6. Januar 2016
Herkunft: Schweiz, Wallis
N: Präzis, reife Zwetschgen, Rahmnote
G: Schokolade, Tabak, feines Gummi, gebrannte Mandeln
B: 8.5 (sehr gut)
Bezugsquelle: direkt ab Weingut
Preis: CHF 29.50
Kommentar: Das Weingut Defayes & Crettenand ist ein sehr kleiner Familienbetrieb der gerade mal knapp 5 Hektar Reben bewirtschaftet. Trotzdem produziert es mehr als ein Dutzend verschiedener Weine. Wie so oft im Wallis ist die Auswahl damit sehr gross. Bei unseren Besuchen der Weingüter im Rhonetal fragten wir uns oft, warum sich die Winzer nicht etwas mehr fokussieren. Eine Handvoll Tropfen würde doch genügen... Historie, Wahrung der verschiedenen Varietäten oder ist es der Stolz? Wir bekamen keine schlüssige Antwort auf die Frage. Diese ist aber für einmal nicht so wichtig wenn die Produkte im Glas dann so überzeugen wie der «Duos» von Defayes & Crettenand.
Der Wein wird nur in ausreichend guten Jahren produziert und reift zwei Jahre in der Flasche bevor er auf den Markt kommt. Die Zusammensetzung ist rund hälftig Cabernet Franc und Humagne Rouge. Bei der Verkostung vor Ort erwarteten wir durch die zweitgenannte Rebsorte eher animalische und etwas ungestüme Noten in der Nase und Aromen am Gaumen. Wir wurden aber glücklicherweise enttäuscht. Auch heute bestätigt sich der damalige Befund. Der Sorgenbrecher ist fein, zart und präzis. Keine Spur von Wildheit oder roher Kraft. Reife dunkle Früchte – vornehmlich Zwetschgen – erfreuen das Riechorgan. Eine dezente Rahmnote macht sich bemerkbar wenn man das Glas etwas stehen lässt. Im Gaumen kommt Zartbitterschokolade, ein wenig Tabak sowie ein leichter Ton nach Gummi hinzu. Gebrannte Mandeln findet man ebenfalls. Schön.
Interessant ist der Wein auch aufgrund dessen, dass er aus Überzeugung nicht im Holz ausgebaut wird. Der Winzer Stéphane Defayes erklärte dies damit, dass er bei seinen Weinen immer das Wahre und die Seele suche. Er wolle keine «Fremdaromen» in seinen Weinen und vor allem nicht in seinem Aushängeschild «Duos» haben. Lustigerweise sagte er dies sehr überzeugend und mit Nachdruck…während er dabei durch die ganze Degustation hindurch – die er aktiv begleitete – stets einen riesigen Kaugummi kaute. Aber: Recht hat er... :-)
«Rein ins Vergnügen!»
Gute Freunde sollte man zu Beginn des Jahres nicht enttäuschen... «B» wie «bold» oder eben «fett» und süss - wie Omas Waldbeerenkonfitüre - müssen die Weine sein um den besagten Freund aus der Reserve zu locken. Also tischt man was aus Übersee auf. Als kleiner «offener» Pirat gesellt sich noch der Cap de Faugères dazu. Als Beispiel für einen geilen jungen Bordeaux der sich nicht vor Nordamerika verstecken muss.
Das Résumé: Der Chardonnay vermochte die «zweiWelten» jeweils ennet des Atlantiks gut zu verbinden. Die Roten waren beide viel zu jung. Aber das Jahr ist es
auch...let's get started!
Kommentar: Ein sehr untypischer Kalifornier. In der Nase hat er zwar diese schönen Noten nach überreifem Pfirsich, Feingebäck und Jod. Doch alles ist verhältnismässig leicht und dezent. Das Toasting sowie die sonst übersprühende Buttrigkeit der Chardonnays aus Kalifornien ist nicht vorherrschend. Im Gaumen macht ihn die spitze Säure frisch und fast schon untypisch für seine Herkunft. Interessant ist, dass man das Tannin doch relativ gut spürt. Dies trotz der reifen Aprikosen und schönen Crèmigkeit. Den Tropfen unterscheidet von vielen anderen Kaliforniern, dass das «WOW» eher weniger von «fett» als mehr von der Balance der beiden Welten herrührt: Kräftiger Körper [Nordamerika] in einem eleganten und geschmeidigem Gewand [Europa]. Man hat auf keinen Fall schon genug nach 2 Gläsern...wie es sonst oft der Fall ist bei Kaliforniern.
Weinbewertung: 2. Januar 2016
Herkunft: USA, Kalifornien
N: Jod, leicht rauchig, Pfirsich, Feingebäck
G: Cremig, schön spitze Säure, Aprikosen, Tannin spürbar
B: 8.5 (sehr gut)
Bezugsquelle: Ed's World Wines
Preis: CHF ~57.-
Kommentar: Der Wein überzeugte im Herbst an einer Verkostung in einer Reihe relativ teurer Amerikaner. Die Balance und der etwas untypische Gesamteindruck machten es damals aus. Heute also wieder im Glas. Die Eröffnung macht kräftiges Cassisaroma und die Süsse die die sehr dunkle und behäbige Flüssigkeit im Glas offenbaren. Kirschen und sehr subtiles Vanille gepaart mit anderen Waldfrüchten begleiten die Combo. Ein untypischer Beginn wie wir finden. Im Gaumen ist er dann kräftig und die Frucht ziemlich dominant. Das volle Zwetschgenaroma und dunkle Waldfrüchte übernehmen das Zepter. Trotz des leichten Vanilletons ist er im Vergleich zu anderen Amis diesbezüglich geradezu protestantisch. Am Schluss und im langen Gaumen schlägt er etwas um sich und knallt - einem Flipperball gleich - an alle Ecken und Enden. Aber trotz allem ist er ziemlich angenehm und nach mehr verlangend. Gibt es eher selten in dem Segment...
Weinbewertung: 2. Januar 2016
Herkunft: USA, Kalifornien
N: Cassis, rote Kirschen, Vanille, subtil und süsslich
G: Langer Abgang, balsamisch, Zwetschgen, süsse Bombe am Schluss
B: 8.0 (gut)
Bezugsquelle: Zweifel
Preis: CHF ~40.-
Kommentar: Grundsätzlich zu jung um bereits genossen zu werden. Allerdings gehört es irgendwie dazu auch von Frischlingsweinen zu kosten um sich seiner Wahl sicher zu sein oder [falls schon erstanden] bestätigt zu fühlen. Das Weingut Cap de Faugères ist ein wichtiges Pferdchen im mittlerweile fast schon unglaublichen Wein-Portfolio von Silvio Denz. Aus den Côtes des Castillon gehört es eher zu den «ambitionierten» und weniger zu den Premium-Brands seines Reichs. Nichtsdestotrotz hat er das Kunststück fertig gebracht, diesen Tropfen im wahrsten Sinne des Worte um den Globus zu bringen. Fluggesellschaften, renommierte Restaurants und Weinhändler weltweit schwören auf den Wein. Wir verstehen das! In der Nase schöne dezente Tabaknote. Dazu gesellt sich dann relativ schnell noch etwas Gummi und überraschenderweise Petrol. Nicht unangenehm - jedoch nie bei einem jungen Bordeaux vernommen. Den Abschluss machen noch heisse Steine. Die Nase ist sehr erdgebunden und hat nicht eine floral-wuchtige Frucht wie man sie vielleicht erwartet hätte. Im Gaumen ziemlich kräftiges Tannin welches die Jugend nochmals untersteicht. Hinzu kommt etwas Grafit und Erde nach einem Regenschauer. Die Säure ist präsent und gibt dem Tropfen das frische Rückgrat das es braucht. Im Vergleich, braucht sich der Cap de Faugères gegen den Sebastiani nicht zu verstecken. Er ist auf dem gleichen Qualitätslevel, allerdings zwei Preisstufen tiefer und einfach gesagt in einem anderen Element - Erde! Silvio hat das mit seinem Team richtig gut hingekriegt!
Weinbewertung: 2. Januar 2016
Herkunft: Frankreich, Bordeaux
N: Tabak, Gummi, ein wenig Petrol, heisse Steine
G: Kräftig trocknendes Tannin, Grafit, Erde
B: 8.0
Bezugsquelle: Denz Weine
Preis: CHF ~17.50
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