Der Verein «Chevaliers des Vins» besteht aus sechs Mitgliedern. Der Zweck des Vereins ist die Teilung gemeinsamer Erfahrungen im Bereich Wein, Weinreisen, Degustationen und weiterer wichtiger Lebensmomente.
Der Verein konstituierte sich in der heutigen Zusammensetzung im letzten Millennium (1999).
B wie Bordeaux und Burgund. Genau dies ist die royale Weinabfolge für Chevalier B. Der König des Weins lebt also
in Aquitanien und die Königin in sicherer Distanz auf dem Lande. Die Geschichte lehrt uns aber, dass viele vom Thron gestossen werden können – und auch sollen! Als önologischer Slackliner findet
Chevalier B die Weinwelt zu vielfältig, zu schön und zu interessant, um sich nur auf zwei Regionen, geschweige denn nur einen Kontinent zu versteifen. Ab und an darf für ihn ein Wein auch B wie
«bold» – also richtig fett – sein und Erinnerungen an die gute alte Waldfruchtkonfitüre aus Omas Zeiten heraufbeschwören.
Chevalier H gilt als Schöngeist innerhalb der Herde. Er sucht sich sein Umfeld und die Dinge seines Lebens mit Bedacht und Sorgfalt aus. Trotz seines analytischen Vorgehens – was er niemals zugeben würde – wird er manchmal in Sachen Wein trotzdem von Emotionen überwältigt. Dann lehnt er sich zurück, schnalzt mit der Zunge und bestätigt seinen Befund mit Euphorie. Man kann nicht richtig sagen, wo Chevalier H sein önologisches Zentrum, seine Vorlieben oder an wen er sein Herz verloren hat. Es ist gut eingeschlossen wie in einem Bankschliessfach. Dies ist aber auch nicht so wichtig. Denn seine Stärke liegt darin, dass er stets offen gegenüber Neuem, Fremdem und Spontanem ist. Ein Mann von Welt eben! Den önologischen Galopp neben ihm macht dies ungemein kurzweilig, überraschend und witzig. Es umweht ihn stets ein geheimnisvoller Schleier und für Spannung ist allemal gesorgt.
R wie Rotwein, Rasse und Ribera del Duero. Damit hat man schon ein ziemlich präzises und scharfes Bild von Chevalier
R gezeichnet. Er liebt es, die Kraft ausdrucksstarker Weine zu spüren und diese im privaten Rahmen gekonnt mit kulinarischen Genüssen zu verbinden. Trotz seiner grossen Vorliebe für
heimatliche Gefilde von der iberischen Halbinsel und dem Stiefelstaat im Süden Europas macht er es wie seine wohlbekannten Vorfahren Kolumbus, Cortez oder Vespucci: Stück um Stück erobert und
erforscht er die Welt und findet des Öfteren grossen Gefallen an «globaler Önologie». Doch auch feinen und präzisen Stöffchen und Säftchen ist er nicht abgeneigt. Ab und zu erwischt man ihn – in
vermeintlich unbeobachteten Momenten – wie er sich leichten und filigranen Pinots zuwendet und es geniesst, sich ganz von der sanften, emotionalen und weichen Seite zu zeigen.
Seine Ruhe und Kraft schöpft Chevalier D aus seiner Wesensart – also quasi aus seiner DNA. Denn mit der Zeit
relativiert sich alle Euphorie und verfliegt alle Skepsis. Alles kommt ins Gleichgewicht. Wir sind immer wieder überrascht und können nur staunen, wie Chevalier D in Phasen önologisch kollektiver
Entzückung oder Ablehnung sowie realer Gefahr ruhig bleiben und sich auf elementare Dinge fokussieren kann. Niemand von uns braucht einen «Arzt seines Vertrauens», denn wir wissen um «Doctor
Cool» in unserer Mitte. Bei Stutenbissigkeit innerhalb der Herde wendet man sich vertrauensvoll an ihn. In Weinen sucht Chevalier D die Wahrheit in Form von Ehrlichkeit. Er würde einen Wein
niemals seiner Herkunft, seines Namens oder des Renommee wegen bevorzugen, geschweige denn präferenzieren. Seine Vorliebe für knochentrockene Rieslinge lässt die Mägen der anderen Chevaliers sich
ruckartig zusammenziehen. Aber genau das ist das Element, das uns komplettiert, ausgleicht und ins Equilibrium bringt.
Vibrierend, mehrdimensional, farbenfroh und überraschend sollen Weine sein, um Chevalier M aus der Reserve zu locken und zu wahren Jubelstürmen hinzureissen. Seine Liebe zu Wein kann durchaus auch fanatische Züge annehmen. Aus diesem Grund ist es für ihn auch besonders schwierig, Weine, Regionen, Stile oder Winzer zu benennen, welchen er die Vorsilbe «Lieblings-» anhängen würde. Vieles kann toll gemacht sein und damit eine Daseinsberechtigung haben. Je nach Stimmung, Lust, Mondphase oder Hemdfarbe kann Chevalier M heute für einen schönen Pinot schwärmen und morgen ein Loblied auf einen wunderbaren sizilianischen Etna Rosso singen. Sein wohl grösster Anspruch an Wein ist, dass er «ziemlich ehrlich» und nicht «mehrheitlich gemacht» sein muss.
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